Brand-Knabenkraut (Orchis ustulata)

Spargelartige 

Brand-Knabenkraut

Lateinischer Name 
Synonyme 

Neotinea ustulata, (L.) R.M. Bateman, Pridgeon & M.W. Chase
Brandknabenkraut, Angebranntes Knabenkraut

Systematik

Abteilung 
Unterabteilung 
Klasse 

Gefäßpflanzen (Tracheophyta, Sinnott)
Samenpflanzen (Spermatophytina)
Bedecktsamer (Magnoliopsida, Brongn.)

Ordnung 

Spargelartige (Asparagales, Bromhead)

Familie 
Unterfamilie 
Tribus 
Untertribus 

Orchideen (Orchidaceae, Juss.)
Orchidoideae (Eaton)
Orchideae ((Dressl. & Dods.) Verm.)
Orchidinae (Verm.)

Gattung 
Art 

Neotinea (Rchb. f.)
Brand-Knabenkraut

Allgemeines

Status 

Wie alle in Europa vorkommenden Orchideenarten steht auch das Brand-Knabenkraut unter dem strengen Schutz europäischer und nationaler Gesetze.
Das Brand-Knabenkraut gilt in Deutschland als stark gefährdet.

Wissenswertes 

Das Brand-Knabenkraut zählte früher zur Gattung der Knabenkräuter (Orchis). Nach neueren molekulargenetischen Forschungen wird die Art zur Gattung Neotinea gerechnet.
Der Name nimmt Bezug auf die schwarze Färbung des aufblühenden Blütenstandes. Bei einer Revision der Orchideenarten auf der Basis von genetischen Merkmalen wurde das Brand-Knabenkraut gemeinsam mit einigen weiteren Arten in die bis dahin monotypische Gattung Neotinea als Neotinea ustulata (L.) R.M. Bateman, Pridgeon & M.W. Chase eingeordnet. Dieser Einstufung wird heute überwiegend gefolgt
Die Art ist kalkliebend und besiedelt vor allem wärmeexponierte Wiesen der Mittel- und Hochgebirge.
Das Brand-Knabenkraut tritt in zwei Varietäten auf, die sich vor allem hinsichtlich der Blütezeit, aber auch morphologisch unterscheiden:

  • Neotinea ustulata var. ustulata zeichnet sich durch eher niedrigen und gedrungenen Wuchs sowie gedrängte, an der Spitze rundliche Ähren aus. Die Varietät blüht hauptsächlich im Mai oder Juni, gelegentlich auch im April.
  • Neotinea ustulata var. aestivalis (Kümpel) Tali, M.F.Fay & R.M.Bateman zeigt dagegen eher hohen und gestreckten Wuchs sowie lockerblütige, zugespitzte Ähren. Sie blüht später als die Nominatform, im Juli oder August. Der wissenschaftliche Name der Varietät leitet sich von dem Lateinischen aestivalis (sommerlich, Sommer) ab.

Herkunft 

Einheimisch

Vorkommen 

Das Verbreitungsareal des Brand-Knabenkrautes erstreckt sich von Nordspanien über Mitteleuropa, die Alpenländer, Südskandinavien, Osteuropa bis nach Mittelsibirien und zum Kaukasus. Im Mittelmeerraum einschließlich Nordafrika ist das Brand-Knabenkraut selten. Es wird entsprechend seiner Verbreitung als mediterran, submediterran und atlantisch eingeordnet und als Florenelement der meridional/montanen, submeridionalen und temperaten Florenzone eingestuft.

  • In Deutschland ist das Brand-Knabenkraut verbreitet am Alpenrand anzutreffen, zerstreut im übrigen Bayern (Altmühltal, Lechtalheiden, Fränkische Alb, Maintal, Spessart). Auch in Baden-Württemberg tritt es zerstreut auf, vor allem am Oberrhein und auf der Schwäbischen Alb. Seltener ist es in Rheinland-Pfalz und im Saarland (Region Mosel - Eifel). Weiter nördlich trifft man es nur selten bis sehr selten an, so im äußersten Südwesten Nordrhein-Westfalens, in Hessen, Thüringen und nurmehr vereinzelt in Sachsen-Anhalt und Sachsen. In Brandenburg und inzwischen offenbar auch in Südniedersachsen ist die Art ausgestorben. Aaus den übrigen Bundesländern sind keine Vorkommen bekannt.
  • In Österreich kommt die Art zerstreut in allen Bundesländern vor, mit Schwerpunkt in den alpinen Kalkgebieten.
  • Auch in der Schweiz findet sie sich nahezu im gesamten Gebiet. Die Fundpunkte häufen sich aber im Jura, in der Innerschweiz, im Rheintal und in den Südalpen, hingegen ist sie im Mittelland sehr selten geworden.

Aussehen und Merkmale

Erscheinungsbild 

Das Brand-Knabenkraut ist ein zierlicher, sommergrüner, ausdauernder, krautig wachsender Knollengeophyt mit zwei kleinen, kugeligen bis eiförmigen Knollen als Überdauerungsorgan. Diese sind mit zahlreichen, sprossbildenden Nebenwurzeln versehen, so dass die Pflanze zur Büschelbildung neigt.

Wachstums- 
bedingungen 

Das Brand-Knabenkraut wächst in Mitteleuropa auf Trocken- und Halbtrockenrasen, Streuwiesen, Magerwiesen und Bergmatten bis 2000 m, seltener in lichten Kiefern- oder Laubwäldern sowie in trockeneren Bereichen von Feuchtwiesen. Dabei benötigt diese Pflanzenart wechselfeuchte, basische, selten auch kalkfreie Böden mit einem pH-Wert von 6,0 bis 8,0.
Die Art gilt als sehr heliophil und tritt meist auf vollbesonnten Standorten mit Beleuchtungsintensitäten bis über 80.000 Lux auf.

Sie hat in Mitteleuropa Vorkommen in folgenden Verbänden des pflanzensoziologischen Systems:

  • Geranion sanguinei. Blutstorchschnabel-Saumgesellschaften kalkreicher Standorte
  • Mesobromion. Trespen-(Halb)-Trockenrasen, oder subozeanischer Kalk-Magerrasen,
  • Cirsio-Brachypodion. Kratzdistel-Zwenkenrasen, oder subkontinentaler Kalk-Magerrasen
  • Arrhenatherion. Glatthaferwiese (nur magere, stickstoffarme Varianten)

Wuchshöhe 

bis ca. 80 cm

Blätter-Beschreibung 

Die fünf bis zehn Laubblätter sind bläulichgrün, ungefleckt und lanzettlich. Sie sind etwa 3 bis 10 Zentimeter lang, etwa 0,5 bis 2 Zentimeter breit und werden zum Blütenstand hin kleiner. Die Blätter umfassen den Stängel scheidig und am Grund rosettig.

Stängel 

Der schlanke, runde Stängel erreicht Wuchshöhen von 10 bis 50 Zentimetern, er kann maximal 80 Zentimeter hoch werden.

Wurzelsystem 

Zwei kleine, kugelige bis eiförmigen Knollen als Überdauerungsorgan. Diese sind mit zahlreichen, sprossbildenden Nebenwurzeln versehen.

Bestäubung 

Als Bestäuber für Neotinea ustulata var. ustulata wird die Raupenfliege (Echinomyia magnicornis) genannt; für Neotinea ustulata var. aestivalis der Bockkäfer Leptura livida und verschiedene Hummel-Arten. Der Fruchtansatz ist meist relativ hoch.

Blütezeit 

Aufgrund der beträchtlichen ökologischen und geographischen Varianz erstreckt sich die Blütezeit der Art in Mitteleuropa insgesamt von April bis August. Dabei ist Neotinea ustulata var. ustulata frühblühend, Neotinea ustulata var. aestivalis spätblühend. Die einzelne Pflanze blüht etwa drei Wochen lang. An Standorten in milden Gegenden kann das Blühen von Neotinea ustulata var. ustulata schon im letzten Aprildrittel beginnen; in den Alpen dagegen blüht sie oft erst im Juni auf. Da Neotinea ustulata var. aestivalis offenbar eher in mittleren Lagen auftritt, blüht sie etwas einheitlicher von Juli bis August.

Blüten 

Der Blütenstand ist reichblütig mit vielen sehr kleinen Blüten in einer walzenförmigen Ähre, die sich im Verlauf der Blüte streckt. Die häutigen Tragblätter sind nur wenig kürzer als der Fruchtknoten. Die Kronblätter (Petalen) und Kelchblätter (Sepalen) bilden einen 3 bis 4 Millimeter großen, fast kugelförmigen Helm, der außen dunkelpurpurn bis schwarz gefärbt ist. Die Lippe (Labellum) ist etwa 5 bis 8 Millimeter groß, tief dreilappig und weiß bis rosa gepunktet (selten reinweiß). Der Sporn ist etwa 1 bis 2 Millimeter lang, nach unten gerichtet und etwa halb so lang wie der Fruchtknoten.

Frucht und Samen 

Der Same dieser Orchidee enthält keinerlei Nährgewebe für den Keimling. Die Keimung erfolgt daher nur bei Infektion durch einen Wurzelpilz (Mykorrhiza). Die Dauer von der Keimung bis zur Entwicklung der blühfähigen Pflanze konnte noch nicht hinreichend bestimmt werden.

Fruchtart 

 

Fruchtreife 

 

Geschlecht 

 

Häusigkeit 

 

Chromosomenzahl 

diploid, 2n = 42

Frosthärte 

 

Pflanzenerkrankung 

 

Schädlinge 

 

Futter 

 

Gift 

 

Giftigkeit für Menschen 

 

Giftigkeit für Tiere 

 

Medizinische Verwendung 

 

Imkerwerte

Keine bekannt

Bestäuber sind:

  • Bockkäfer (Leptura livida)
  • Raupenfliege (Echinomyia magnicornis)
  • verschiedene Hummel-Arten

Nektar 

 

Pollen 

 

Pollenfarbe 

 

Propolis 

 

Blumenuhr 

 

Literatur

Jagdlich

  • Thiermeyer, Carl: Bergaurikel, Knabenkraut. In: Wild und Hund, 84. Jg. (1981/82), 2/1981, S. 49

Standardliteratur über Orchideen

  • Hans Sundermann: Europäische und mediterrane Orchideen. 2. Auflage. Brücke, Hildesheim 1975, ISBN 3-87105-010-5.
  • Karl-Peter Buttler: Orchideen. Die wildwachsenden Arten und Unterarten Europas, Vorderasiens und Nordafrikas (= Steinbachs Naturführer. 15). Mosaik, München 1986, ISBN 3-570-04403-3.
  • Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg.): Die Orchideen Deutschlands. Arbeitskreise Heimische Orchideen, Uhlstädt-Kirchhasel 2005, ISBN 3-00-014853-1.
  • Helmut Baumann, Siegfried Künkele: Die wildwachsenden Orchideen Europas. Franckh, Stuttgart 1982, ISBN 3-440-05068-8.
  • Robert L. Dressler: Die Orchideen - Biologie und Systematik der Orchidaceae (Originaltitel: The Orchids. Natural History and Classification. Harvard University Press, Cambridge, Mass. u. a. 1981). Übersetzt von Guido J. Braem unter Mitwirkung von Marion Zerbst. Bechtermünz, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-413-8 (gutes Werk zum Thema Systematik).
  • John G. Williams, Andrew E. Williams, Norman Arlott: Orchideen Europas mit Nordafrika und Kleinasien (= BLV-Bestimmungsbuch. 25). Übersetzt, bearbeitet und ergänzt von Karl Peter Buttler und Angelika Rommel. BLV, München/Bern/Wien 1979, ISBN 3-405-11901-4.

Spezielle Literatur

  • R. M. Bateman, P. M. Hollingsworth, J. Preston, Y.-B. Luo, A. M. Pridgeon, M. W. Chase: Molecular phylogenetics and evolution of Orchidinae and selected Habenariinae (Orchidaceae). In: Botanical journal of the Linnean Society. Band 142, Nr. 1, 2003, ISSN 0024-4074, S. 1–40, doi:10.1046/j.1095-8339.2003.00157.x, PDF-Datei (Memento vom 19. Februar 2012 im Internet Archive).

Spezielle Literatur zum Brand-Knabenkraut

  • E. Henke: Orchis ustulata auf der Peloponnes. In: Berichte aus den Arbeitskreisen Heimische Orchideen. Band 1, Nr. 1, 1984, Friedberg, ISSN 0176-2745, S. 92.
  • S. Hammel: Das Brandknabenkraut (Orchis ustulata L. 1753) – die Orchidee des Jahres 2005 in Deutschland. In: Journal Europäischer Orchideen. Band 37, Nr. 1, 2005, AHO Baden-Württemberg, Stuttgart, ISSN 0945-7909, S. 3–46.
  • S. Hammel: Das Brandknabenkraut (Orchis ustulata L. 1753) in Baden-Württemberg. In: Journal Europäischer Orchideen. Band 37, Nr. 1, 2005, AHO Baden-Württemberg, Stuttgart, ISSN 0945-7909, S. 47–88.
  • Kadri Tali, Michael J. Y. Foley, Tiiu Kull: Biological Flora of the British Isles. No. 232. Orchis ustulata L. In: Journal of Ecology. Band 92, Nr. 1, 2004, ISSN 0022-0477, S. 174–184, doi: 10.1111/j.1365-2745.2004.00858.x.

Das Kleine Knabenkraut (Orchis morio) wird auch Salep-Knabenkraut oder Narrenkappe genannt. Der Artname morio leitet sich vom griechischen Wort moros (Narr) ab.
Nach neueren taxonomischen Erkenntnissen wird das Kleine Knabenkraut der Gattung Anacamptis zugeordnet: Anacamptis morio (L.) R.M.Bateman, Pridgeon & M.W.Chase.
Das Kleine Knabenkraut ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 8 bis 50 Zentimetern erreicht. Die meist in einer grundständigen Rosette stehenden Laubblätter sind lanzettlich, meist spitz, gelegentlich auch mit abgerundeter Spitze, 3 bis 10 cm lang und etwa 1 bis 2 cm breit. Der Stängel ist kräftig, etwas kantig und nach oben hin violett überlaufen. Der Blütenstand ist meist reichblütig. Die Blüten sind überwiegend purpurrot, können aber auch nahezu weiss sein. Das mittlere Kelchblatt und die Kronblätter bilden einen Helm. Die seitlichen Kelchblätter besitzen ein auffälliges, grünes Linienmuster und stehen etwas ab. Die Lippe ist bis 10 mm lang und 16 mm breit, schwach bis mäßig dreilappig. Die Seitenlappen sind flach ausgebreitet oder nach hinten geschlagen. Die Lippenbasis ist heller mit dunkleren Punkten oder Strichmuster. Der zylindrische Sporn ist aufwärts gebogen und kürzer als der Fruchtknoten.
Das Kleine Knabenkraut zählt zu den ersten Pflanzen, die auf einer Wiese blühen. Es erscheint bereits Ende April, im Mittelmeergebiet bereits ab März.
Durch die Vielgestaltigkeit der Orchis morio - Gruppe ist das Verbreitungsgebiet schwer abzugrenzen. Orchis morio im engeren Sinne ist in Europa, Nordafrika, Vorderasien und Kaukasien verbreitet.
In der Nordhälfte Deutschlands hat diese Art nur noch sehr wenige Standorte.
Es kommt auf Magerrasen, mitunter auch auf Trockenrasen, mäßig feuchten Wiesen,trockeneren Bereichen von Feuchtwiese und lichten Wäldern vor. Alle Standorte ungedüngt.
Das Kleine Knabenkraut hybridisiert mit nahe verwandten Arten wie dem Schmetterlings-Knabenkraut (Orchis papilionacea), Sumpf-Knabenkraut (Orchis palustris) und der Pyramiden-Hundswurz (Anacamptis pyramidalis).
Das Kleine Knabenkraut ist eine Orchidee, die im 19. Jahrhundert noch sehr häufig war. Sie verträgt kaum Düngung, toleriert diese aber zumindest zeitweise noch etwas mehr als beispielsweise das Brand-Knabenkraut. In der Nordhälfte Deutschlands sind weit mehr Vorkommen erloschen als in Süddeutschland.

Zweiblättriger Blaustern (Scilla bifolia)

Spargelartige 

Zweiblättriger Blaustern

Lateinischer Name 
Synonyme 

Scilla bifolia, Linnæus 1758
Sternhyazinthe, Zweiblättrige Meerzwiebel

Systematik

Abteilung 
Unterabteilung 
Klasse 
Unterklasse 

Gefäßpflanzen (Tracheophyta, Sinnott)
Samenpflanzen (Spermatophytina)
Bedecktsamer (Magnoliopsida, Brongn.)
Monokotyledonen

Ordnung 

Spargelartige (Asparagales, Bromhead)

Familie 
Unterfamilie 

Spargelgewächse (Asparagaceae, Juss.)
Scilloideae, Burnett

Gattung 
Art 

Blausterne (Scilla, Linnæus 1758)
Zweiblättriger Blaustern

Allgemeines

Status 

Der in Deutschland selten wild wachsende Zweiblättrige Blaustern ist durch die Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Er darf also selbst für kleine Handsträuße nicht gepflückt werden.

Wissenswertes 

Der Zweiblättrige Blaustern ist eine Pflanzenart aus der Familie der Spargelgewächse. Viele Bestimmungsbücher führen die Blausterne und weitere Gattungen wie z.B. Hyazinthen oder Spargel noch fälschlicherweise bei den Liliengewächsen (Liliaceae) auf. Er ist Mitglied einer formenreichen, vor allem in Südosteuropa und im östlichen Mittelmeerraum vielfältigen Artengruppe Scilla bifolia agg. In Mitteleuropa wird er selten als Zierpflanze kultiviert.
Der Zweiblättrige Blaustern ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Dieser Frühjahrs-Geophyt bildet eine Zwiebel als Überdauerungsorgan. Unter den trockenen Hüllen sind die Zwiebeln rosa. Pro Zwiebel wird ein Stängel gebildet. Dieser hat einen runden Querschnitt. Es sind zwei Blätter vorhanden.

Herkunft 

Einheimisch

Vorkommen 

Scilla bifolia kommt in Spanien, in Frankreich, Italien, in Süd- und Mittel-Deutschland sowie in nahe verwandten und sehr ähnlichen Kleinarten in den Gebirgen des östlichen Mittelmeerraums, in der Ukraine, im Kaukasus und in Vorderasien in frischen Falllaubwäldern vor.

Aussehen und Merkmale

Erscheinungsbild 

 

Wachstums-bedingungen 

Der Zweiblättrige Blaustern ist gut frosthart, gedeiht in sonnigen bis leicht halbschattigen Lagen im submediterranen Klima und bevorzugt kalkreiche, feuchte Humusböden in Laubmischwäldern und Auwäldern. Man findet ihn auch in Gebüschen und auf feuchten Wiesen.

Wuchshöhe 

5 bis 20 Zentimetern, je nach Untergrund

Stängel 

Pro Zwiebel wird ein Stängel gebildet. Dieser hat einen runden Querschnitt

Wurzelsystem 

Die Überwinterung erfolgt wie beim Märzenbecher durch eine unterirdische Zwiebel, in der die Nährstoffe gespeichert werden.
Die vegetative Vermehrung erfolgt über die Zwiebeln und Wühlmäuse verbreiten sie im Gelände

Blätter 

zwei 10 cm lange, lanzettliche Laubblätter

Blüten 

Die drei bis zwölf Blüten sind homogameNektar führende Scheibenblumen“ und sind zu einer einseitigen Traube angeordnet. Deck- und Vorblätter fehlen beinahe. Die Knospen sind graublau bis blau. Die Perigonblätter sind hellblau gefärbt ohne weißen Grund und 7 bis 9 Millimeter lang sowie 3 bis 3,5 Millimeter breit.
Der Nektar wird an den Wänden der Fruchtknoten abgeschieden.

Blütezeit 

März - April.

Bestäubung 

Die Bestäubung erfolgt durch Insekten. Selten findet auch Selbstbestäubung statt.

Frucht und Samen 

Die olivbraunen, trocken dunkelbraunen Samen messen frisch 2,5 mm im Durchmesser und besitzen Ölkörper.
Die Früchte sind als Selbstaussäer wirkende Kapseln. Die reifen Fruchtstängel neigen sich zum Bodenund die weichen Kapseln platzen auf. Die Samen besitzen ein Elaiosom und werden von Ameisen ausgebreitet, beispielsweise durch die Schwarze Wegameise Lasius niger.

Fruchtreife 

 

Geschlecht 

 

Häusigkeit 

 

Chromosomenzahl 

 

Frosthärte 

Frosthart

Pflanzenerkrankung 

 

Schädlinge 

 

Futter 

 

Gift 

Saponine, herzaktive Glykoside

Giftigkeit für Menschen 

Giftig ist die gesamte Pflanze, besonders aber Zwiebeln und Samen.
Die Vergiftungserscheinungen sind Übelkeit, Brennen im Mund und starker Hustenreiz. Der Vergiftete leidet unter schmerzhaften Blähungen, die herzwirksamen Giftstoffe bewirken Störungen des Herzrhythmus.

Medizinische Verwendung 

Blaustern wird medizinisch nicht genutzt.

Imkerwerte

Imkerlich nicht relevant.

Blumenuhr 

 

Literatur

 

Das Weisse Waldvöglein, Bleiche Waldvöglein oder Breitblatt-Waldvöglein (Cephalanthera damasonium) ist die Typusart der Pflanzengattung Waldvöglein (Cephalanthera) aus der Familie der Orchideengewächse (Orchidaceae). Im Vergleich zu vielen anderen heimischen Orchideen ist das Weisse Waldvöglein in einigen Gebieten noch häufig anzutreffen.
Das Weisse Waldvöglein ist ein schlanker ausdauernder, krautig wachsender Rhizomgeophyt. Die waagrecht kriechenden Rhizome sind kurz, verzweigt und stark bewurzelt.
Am Grund des grünen Stängels, der eine Wuchshöhe von 8 bis 60 Zentimetern erreicht, befinden sich ein bis drei dunkelbraune, schuppenartige Blätter. Darüber folgen zwei bis sechs parallelnervige, eiförmige bis lanzettliche Laubblätter, die mehr oder weniger zweizeilig am Stängel angeordnet sind. Diese Laubblätter haben eine Länge von vier bis zehn Zentimeter und eine Breite von 1,5 bis 5 Zentimeter.
Der Übergang von den Laubblättern zu den Tragblättern der Blüten ist meist fliessend. Das unterste Tragblatt ist deutlich länger als die Blüten, nach oben werden sie deutlich kleiner.
Der traubige Blütenstand ist lockerblütig mit zwei bis 20 Blüten besetzt.
Die zwittrigen, zygomorphen, dreizähligen, weiss bis cremegelb gefärbten Blüten stehen schräg aufwärts gerichtet oder senkrecht in den Achseln der Tragblätter und öffnen sich in der Regel kaum. Die Blütenhüllblätter des äußeren Kreises des Perigons sind eiförmig bis lanzettlich, 15 bis 23 Millimeter lang und vier bis zehn Millimeter breit. Die beiden oberen Blütenblätter des inneren Kreises sind etwas kürzer mit einer Länge von 14 bis 19 Millimeter. Die Lippe ist in zwei Glieder geteilt. Sie ist 10 bis 16 Millimeter lang. Die Hinterlippe (Hypochil) ist dreieckig mit einem gelben Mal in der Mitte und an den Seiten hochgebogen. Die Vorderlippe (Epichil) ist herzförmig und ebenfalls an den Seiten hochgebogen, die Spitze etwas nach unten gebogen. Auf der Lippe befinden sich drei bis fünf gelb bis orange gefärbte Längsleisten. Ein Sporn ist vorhanden.
Beim Weissen Waldvöglein ist Selbstbestäubung die Regel. Schon vor der Anthese (dem Blühen) öffnet sich die Anthere. Die Pollinien sinken dann auf die Narbenoberfläche und berühren den Narbenschleim. Damit ist die Bestäubung schon vor dem Aufblühen abgeschlossen. Weil der Narbenschleim von den Pollinien durchtränkt ist, ist es auch nicht möglich, dass ein Bestäuber die Pollinien aufgeklebt bekommt, wie das bei dem Schwertblättrigen Waldvöglein (Cephalanthera longifolia) die Regel ist. Der Fruchtansatz beim Weissen Waldvöglein ist dementsprechend sehr hoch und liegt bei 80 %. Die reifen Samenkapseln sind deutlich größer als bei den anderen heimischen Waldvöglein-Arten. Sie sind steil aufwärts gerichtet, 23 bis 35 Millimeter lang und 8 bis 12 Millimeter breit. Durch die großen Kapselfrüchte lässt sich das Weisse Waldvöglein auch nach der Blüte und sogar im vertrockneten Zustand noch gut bestimmen.
Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juli.
Das Weisse Waldvöglein ist in der Regel wenig variabel. Bekannt sind:
Pflanzen ohne Chlorophyll
Albinos mit reinweissen Blüten
hellgelb gefärbte Blüten.
Das Weisse Waldvöglein hat einen Karyotyp von zwei Chromosomensätzen und jeweils 18 Chromosomen (Zytologie: 2n = 36).
Der Same dieser Orchidee enthält keinerlei Nährgewebe für den Keimling. Die Keimung erfolgt daher nur bei Infektion durch einen Wurzelpilz (Mykorrhiza). Die Pflanze ist auch im erwachsenen Stadium weiterhin auf die Mykorrhiza angewiesen. Indikatoren dafür sind die oft sehr dunklen Standorte und die gelegentlich auftretenden, gänzlich chlorophyllfreien Pflanzen.
Wie kürzlich gezeigt werden konnte, beziehen auch grüne Individuen des Weissen Waldvögeleins fast die Hälfte ihres Kohlenstoffs von ihren Wurzelpilzen. Unter diesen befanden sich mehrere Arten, die Ektomykorrhizapartner von Bäumen sind. Somit ist wahrscheinlich der umgebende Baumbestand die primäre C-Quelle des von den Orchideen aufgenommenen pilzlichen Kohlenstoffs (Epiparasitismus). Das Weisse Waldvögelein steht also in seiner Ernährungsweise zwischen autotrophen grünen Orchideenarten (wie dem Frauenschuh) und myko-heterotrophen, bleichen Arten (wie der Vogel-Nestwurz und der Korallenwurz). Eine solche „Mischernährung“ wird als partielle Mykoheterotrophie oder Mixotrophie bezeichnet.
Das Weisse Waldvöglein am Standort in einem Mischwald am südlichen Rand der Hohenloher Ebene.
Hauptsächlich besiedelt das Weisse Waldvöglein lichten bis dunklen Laub-, Nadel- und Mischwald auf trockenen bis frischen Böden. Auch in Gebüschen auf Halbtrocken- und Trockenrasen ist es zu finden. Nur selten wächst es auf Halbtrockenrasen ohne Schutz durch Gehölze.
Besonders in jungen Fichtenmonokulturen mit einem Alter von etwa 15 bis 20 Jahren kann es sich in kurzer Zeit sehr stark ausbreiten. Rund 1.500 Pflanzen oder mehr auf einer Fläche von 2.500 m² sind möglich. Nach nur wenigen Jahren nimmt diese Zahl wieder stark ab und es bleiben nur noch wenige Pflanzen übrig.
Es kommt in folgenden Pflanzengesellschaften vor:
Verband Cephalanthero-Fagenion, dessen Charakterart das Weisse Waldvöglein ist.
Verband Mesobromion
Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Südeuropa bis Südskandinavien, weiter bis Vorderasien, ausserdem in Kaukasien und an der Westküste des Kaspischen Meer.
Es ist ein Florenelement der mediterranen, submediterranen, pannonischen, danubischen, süd- und mittelatlantischen, subatlantischen und zentraleuropäischen Florenzone, in geringerem Mass auch der pontischen und sarmatischen Zone.
In Deutschland meidet das Weisse Waldvöglein die Regionen mit weitgehend kalkfreien Böden. Daher ist es im norddeutschen Tiefland bis zum Rand der Mittelgebirgsschwelle, dem Bayerischen Wald, dem Schwarzwald und in Bayern zwischen Alpenvorland und Donau sehr selten bis fehlend.
In der Schweiz liegen die Hauptverbreitungsgebiete in der Nordschweiz und um die größeren Seen (Genfersee, Vierwaldstättersee, Neuenburgersee, Brienzersee und Thunersee), sowie entlang des Rhein- und des Rhônetals. In der restlichen Schweiz ist die Art bisher nur sehr selten nachgewiesen worden.
In Österreich kommt das Weisse Waldvöglein in allen Bundesländern vor und nur in wenigen Gebieten gefährdet.
Trotz der noch stellenweise individuenreichen Vorkommen steht das Weisse Waldvöglein unter strengem Schutz europäischer und nationaler Gesetze.
Rote Liste Deutschland: ungefährdet
Auch bei den ehemals häufigen Arten ist seit geraumer Zeit ein Rückgang feststellbar. Die Waldwirtschaft wurde ebenso wie die Landwirtschaft intensiviert, durch Kahlschläge können schnell größere Standorte verloren gehen. Eine Gefahr ist das besonders dort, wo das Weisse Waldvöglein bereits selten ist oder nur selten vorkommt. Der Stickstoffeintrag über die Luft macht sich ebenfalls in den Wäldern bemerkbar, Brombeeren und Brennnesseln machen sich breit und nehmen den Orchideen als konkurrenzschwächeren Pflanzen den Lebensraum.