Wildäsungsflächen
Wildäsungsflächen sind für das Wild angelegte Flächen, auf denen durch Anbau von ausgewählten Früchten, Gräsern, Kräutern und Sträuchern dem Wild die fehlende natürliche und artgemässe Äsung ersetzt wird. Darüber hinaus soll auf diese Weise eine biologische Wildschadensverhütung erzielt werden. Erfahrungsgemäß wird durch das vielseitige Nahrungsangebot der Äsungsflächen auch das Körpergewicht und die Gesundheit des Schalenwildes angehoben bzw. verbessert. Die Anlage von Wildäsungsflächen ist daher eine zwingend notwendige Massnahme, um dem Wild die natürlichen Lebensbedingungen zu erhalten, die u.a. durch eine intensive Nutzung land- und forstwirtschaftlicher Flächen, durch Flurbereinigungsmassnahmen, z.T. unsachgemässen und zu starken Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie erhebliche Störung durch die erholungsuchende Bevölkerung stark eingeschränkt wurden. Bei der Auswahl der Flächen, die zwischen 0,2 und 0,6 ha groß sein sollen, ist auf sonnige und ruhige Lage sowie auf gute Bodenverhältnisse zu achten. Nach Möglichkeit sind sie gleichmäßig über das ganze Revier zu verteilen, damit das Wild, ohne lange Wege, die Äsungsflächen mehrmals am Tage erreichen kann. Der Bedarf an Äsungsflächen liegt bei 0,5 bis 1,5% der Revierfläche. Bei vorhandenen nutzbaren Feldanteilen sind die Zahlen entsprechend zu reduzieren. Die Äsungsflächen müssen mit landwirtschaftlichen Maschinen gut erreichbar und bewirtschaftbar sein. Fast immer wird beim Herrichten der Fläche eine Grunddüngung erforderlich sein. Zweckmäßigerweise werden deshalb zur Festsetzung der Grunddüngung die landwirtschaftlichen Beratungsstellen herangezogen, die auf Grund einer Bodenanalyse einen Düngungsvorschlag ausarbeiten. Die Wildäsungsflächen werden unterschieden nach ständigen Äsungsflächen (Dauergrünäsungs-, Prossholzflächen, Wildäcker), nach vorübergehenden Äsungs- (z.B. Holzlagerplätze) und Ödlandflächen (Ödlandverbesserung).
Ständige Äsungsflächen
- Dauergrünäsungsflächen stehen dem Wild zur ständigen Abäsung zur Verfügung. Sie bedürfen jedoch einer gründlichen Vorbereitung. Im Herbst/Winter sind zweckmäßigerweise das Einebnen (Beseitigung der Stubben), die Grunddüngung und die Bodenbearbeitung vorzunehmen. Im Frühjahr erfolgt die Saatbeetherrichtung und die Aussaat. Für die Aussaat auf Dauergrünäsungsflächen eignen sich am besten Klee-Gras-Mischungen mit einem Leguminosenanteil (Mischungsverhältnis 4:1 bis 5:1). Je nach Standort werden vorzugsweise verwendet:
1. Kleearten: Weissklee, Rotklee;
2. Grasarten: Wiesenschwingel, Wiesenlieschgras, Deutsches Weidelgras, Wiesenrispe, Knaulgras.
Bis zum ersten Schnitt sollte das Wild nach Möglichkeit von den Flächen durch geeignete Schutzmassnahmen ferngehalten werden. - Wildwiesen dienen in erster Linie der Heu- und Grummetgewinnung für die Winterfütterung. Sie müssen deshalb eingegattert sein und dürfen erst nach der Ernte für das Wild geöffnet werden. Bei der Einsaat der Wildwiesen werden vorwiegend Hafer, Weissklee, Rotklee, Alexandrinerklee, Luzerne, Wiesenlieschgras, Esparsette, Deutsches Weidelgras und Wiesenknaulgras verwendet. Als Zugabe werden verschiedene Kräuter wie Zichorie und Kümmel empfohlen,
- Wildäcker sind mit landwirtschaftlichen Methoden bearbeitete Flächen, die dem Wild örtlich und zeitlich verstärkt Äsung anbieten. Da sie hauptsächlich für Zeiten gedacht sind, in denen die natürliche Äsung nachlässt, ist ihre Bestellung mit Sommeräsung nur dann gerechtfertigt, wenn sie dazu beitragen, Wildschäden in der Feldmark zu verringern. Einjährige Wildäcker müssen zu jeder Vegetationszeit eine vollständige Bodenbearbeitung erfahren und neu bestellt werden. Mehrjährige Wildäcker haben einen perennierenden Bewuchs und bieten mindestens über zwei bis vier Jahre hinweg ausreichend Äsung. Einjährige Wildäcker werden daher so bestellt, dass sie durch einen Zwischenfruchtanbau auch Winteräsung liefern. Die Wildäcker werden grundsätzlich mit verstellbaren Gattern versehen, um die Feldfrüchte in der Aufwuchsphase zu schützen. Sie werden erst dann geöffnet, wenn die Futterpflanzen ihren größten Nährwert haben oder in Notzeiten. Für mehrjährige Wildäcker eignen sich besonders folgende Pflanzen: Topinambur, Esparsette, Luzerne, Serradella, Waldstaudenroggen (Johannisroggen), Rot- und Weißklee, Dauerlupine. Einjährige Wildäckerpflanzen: gelbe, weiße und blaue Süßlupine, Persischer Klee, Futtererbsen, Hafer, Mais, Buchweizen, Sonnenblumen. Für die Herbst- und Winteräsung sowie für den Zwischenfruchtanbau haben sich bewährt: winterharte Kohlsorten, Futterraps, Winterrübsen, Roggen, Zottelwicke und Lupine. Für Wildäcker im Niederwildrevier sind nach Möglichkeit Standorte in der Feldflur zu wählen. Da das Niederwild neben Äsung auch ausreichende Deckung benötigt, sollte neben den winterharten Kohlsorten auf den Anbau von Topinambur, Mais, Winterraps und Rübsen nicht verzichtet werden.
- Proßholzflächen (Verbißgehölze) sind mit Weichhölzern und auch mit anderen Laubhölzern bestockte Flächen für den Wildverbiß. Proßholzflächen tragen am stärksten zur Verminderung der Wildschäden im Wald bei. Während der Anwuchsphase müssen sie gezäunt bleiben. Für die Bepflanzung eignen sich alle Weidenarten (z.B. Mandel-, Salweide) Aspe, Pappel, Robinie und Vogelbeere. Die Anpflanzung (einjährige, bewurzelte Steckhölzer oder Pflanzen) muß in der Aufwuchsphase von Unkräutern freigehalten werden. Die Pflanzung kann für das Wild geöffnet werden, wenn sie gut angewachsen und ca. 1,50 m hoch ist. Ein Rückschnitt im Februar auf 30 bis 50 cm Höhe erfolgt erst dann, wenn das Wild einjährige Triebe nicht mehr erreichen kann. Danach werden die Gatter für die folgende Vegetationszeit wieder geschlossen.
Vorübergehende Äsungsflächen
- Freiflächen im Wald, die sich mit geringem Aufwand als Äsungsflächen herrichten und so lange nutzen lassen, bis entweder die Beschattung der angrenzenden aufwachsenden Bestände zu stark wird (z.B. Schneisen in Kulturen) oder die Flächen der ursprünglich vorgesehenen Nutzung zugeführt werden (z.B. Holzlagerplätze). Für diese Flächen, die hauptsächlich in den Einstands- bzw. Durchzugsgebieten des Wildes angelegt werden sollen, eignen sich besonders Klee-Gras-Gemische, z.B. Rot-, Weiß- und Wundklee sowie Welsches Weidelgras. Zur Verbesserung der Wuchsleistung kann eine geringe Düngung mit Phosphor, Kalium und Kalk gegeben werden, die im zwei- bis dreijährigen Turnus wiederholt werden sollte.
Ödlandflächen
- Für die Ödlandverbesserung kommen Böschungsränder und Wegebanketten mit freiliegendem Mineralboden, aufgelassene humusierte Kiesgruben sowie ehemalige Steinbrüche und Leitungstrassen in Frage. Auch hier eignet sich vorzüglich ein Rot-Weißklee-Gemisch zusammen mit perennierender Lupine und Waldstaudenroggen, der dem Wild zusätzlich Deckung bietet. Für die Bepflanzung der Sandgruben und Steinbrüche sollte auf Himbeere, Brombeere und Besenginster zurückgegriffen werden. Neben den erwähnten Äsungsflächenarten kann jedoch speziell im Walde die Wildäsung im Rahmen von forstlichen Betriebsmaßnahmen zusätzlich verbessert werden, indem bei der Pflege der Forstkulturen die Weichhölzer möglichst erhalten bleiben und in Revieren mit hohem Nadelholzanteil mast- und fruchttragende Einzelbäume gefördert und erhalten werden. Eine im Herbst und Winter durchgeführte mechanische Läuterung (Bestandspflege) in Laubholzbeständen liefert zusätzlich Knospen und Triebspitzen als hochwertige Äsung.