Jagdliches Brauchtum - Jägerbräuche
Unter Brauchtum versteht man die Gesamtheit der ungeschriebenen Gesetze im Jagdwesen, sowohl praktischer als auch ethischer Art, die sich die Jäger selbst gaben und die teilweise zumindest in den Ansätzen so alt sind wie die Jagd selbst. Seine grösste Wertschätzung und Ausdehnung erhielt das Brauchtum mit der Ausbildung des Berufsjägerstandes ab etwa dem 12. Jahrhunderts Das jagdliche Brauchtum unterliegt genauen Regeln und z.T. einem genauen Zeremoniell, an dem mit mehr oder weniger großen Abweichungen - wenn auch der Sinn der gleiche geblieben ist - noch heute festgehalten wird. In diesen Sitten und Gebräuchen spiegelt sich die Auffassung vom Waidwerk und vom Wild, vom Jagen und Hegen wider. Die Waidgerechtigkeit z.B. als ein Teil des Brauchtums fand bereits bei den Jagden der Donaukelten ihren Niederschlag. Bei den damals durchgeführten Hetzjagden mit flüchtigen Windhunden wurden bei der Jagd auf Hasen nur zwei Hunde geschnallt, um dem Wild eine Chance zu geben. Am Schluss solcher Jagden wurden Jagdfeste abgehalten, die aus einer Jagdkasse finanziert wurden, in welche die Erleger eines Stücks Wild einen bestimmten Geldbetrag einzuzahlen hatten. In ähnlicher Form werden heute noch die Hubertusfeiern abgehalten. Ausgeprägt war auch das Zeremoniell um den Jagdhund, der nach der Jagd mit Brüchen und Kränzen geschmückt wurde, oder der Brauch des Gepfneisch und des Genossenmachens, der zu jeder Leithundprüfung gehörte. Den Höhepunkt erlebten die Bräuche im 17. und im 18. Jahrhunderts, wie der einschlägigen Literatur entnommen werden kann z.B. F. Röhrig, Das Waidwerk in Geschichte und Gegenwart, 1933; Jagdliteratur. Es war dies die Zeit des höfischen Prunks, in der die Jagd aber auch die ersten Anzeichen der Entartung aufwies, z.B. Fuchsprellen, Prunkjagden (Eingestellte Jagen). Besonders gepflegt wurde hingegen das Brauchtum an den Jägerhöfen, die bereits ab der Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden sind. Die Pflege jägerischen Brauchtums stösst jedoch dort an Grenzen, wo hygienische und auch gesetzliche Vorschriften missachtet oder unzeitgemässe Handlungen vollzogen werden. Es ist z.B. sicherlich kein Verstoss mehr gegen das jagdliche Brauchtum, wenn beim Aufbrechen von Schalenwild die Jacken- und Hemdsärmel hochgekrempelt werden. Die wesentlichsten Kapitel des jagdlichen Brauchtum sind:
- Jagdsprache - Waidmannssprache
- Jagdsignale
- Jägerlieder
- Jagdmusik
- Jagdgericht
- Jagdgeschrei, Waldgeschrei, Waidgeschrei, Jägerschreie, Jagdrufe
- Waidsprüche, Jagdsprüche, Jägersprüche
- Blattschlagen, Waidmesserschlagen, Waidmessergeben, Waidblattgeben, Pfundegeben
- Hirschgerechte Zeichen
- Bruchzeichen - Bruch - Brüche
- das Abfangen krankgeschossenen Wildes
- Streckelegen
- Curée - Hunderecht
- Falkenrecht
- die Durchführung von Gesellschaftsjagden sowie
- Waidgerechtigkeit