Streckelegen

Unter dem Streckelegen versteht man das fachgerechte Legen des erlegten Wildes in bestimmter Anordnung. Bereits im Wald-, Forst- und Jägerey-Lexicon (Prag 1764) wird das Legen der Strecke nach einem Eingestellten Jagen wie folgt beschrieben:

Wenn nun ein Wild erleget, wird es vor dem Schirm hingebrachtund zur rechten Hand desselben nach dem Jagen zu, alles in der Ordnung und nach dem Jäger-Gebrauchund zwar

  • 1. Die Hirsche sowol nach der Stärcke der Gehörn, als auch nach der Vielheit der Enden.
  • 2. Die alten Thiere.
  • 3. Die Schmal-Thiere.
  • 4. Die Reh-Böcke.
  • 5. Die alten Rehe.
  • 6. Die Schmal-Reheund dann endlichen
  • 7. Die Raub-Thiere hingeleget.

Die Hirsche und alles Wildpret werden mit den Köpfen nach den Schirmund mit dem Rucken nach dem Jagen zugelegetund jedes Stück mit Eichenen Brüchen verbrochen.

Das Legen der Strecke richtet sich auch heute noch nach überliefertem Jägerbrauch und wird vor dem Verblasen (Totsignale; Jagdsignale) durchgeführt. Alles Wild wird dabei grundsätzlich auf die rechte Seite gelegt (Herzseite nach oben). Das Schalenwild wird mit Inbesitznahmebruch (Wildbruch) versehen, männliche Stücke erhalten zusätzlich den letzten Bissen. Das Haupt der männlichen Stücke wird so gelegt oder gestützt, dass die Trophäe hervorgehoben wird. Ein einzelnes Stück Schalenwild wird dann Verblasen und anschliessend aufgebrochen, der mitgeführte Hund genossen gemacht. Es ist streng verpönt, über die Strecke oder auch nur über ein erlegtes Stück Wild hinwegzutreten. Das Stück Wild wird ausschliesslich mit der Hand zurechtgelegt und keinesfalls mit dem Fuss zurechtgerückt. Schalenwild wird mit dem Haupt nach vorne geschleppt, gefahren oder getragen. Nach den Regeln des jagdlichen Brauchtums wird das Streckelegen nach einer Drück- oder Treibjagd wie folgt durchgeführt.

1. Hochwildstrecke (Schalenwildstrecke)

Nach dem Abblasen der Jagd wird das Jagdsignal Wild ablegen geblasen. Alles erlegte Wild wird - aus hygienischen Gründen bereits aufgebrochen - nun zur Strecke gelegt. Jede Wildart liegt in einer eigenen Reihe auf der rechten Seite und zeigt mit dem Haupt zum Jagdherrn. Alle Stücke tragen den Inbesitznahmebruch, die männlichen zusätzlich den letzten Bissen, wobei das jeweils stärkste Stück einer Wildart an der Spitze (rechter Flügel) liegt. Es folgen dann geringere Stücke und zuletzt das weibliche Wild sowie das Jungwild. Das Wild wird in folgender Reihe zur Strecke gelegt:

Wurde daneben Raubwild erlegt, folgen die Fuchs (mit der Lunte nach oben), anschliessend das übrige Raubwild in beliebiger Reihenfolge.

2. Niederwildstrecke
Das Streckelegen erfolgt wie bei Hochwild. Alles Wild liegt ebenfalls auf der rechten Seite, jedes zehnte Stück wird eine halbe Länge vorgezogen. Mehr als hundert Stück kommen nicht in eine Reihe. Es wird wie folgt zur Strecke gelegt:

Wurden von einer Wildart nur wenige Stücke erlegt, lässt man das nachfolgende Wild in der gleichen Reihe anschliessen. Raubzeug liegt jedoch immer in einer eigenen Reihe.

3. Gemischte Strecken
Das Wild der Hohen Jagd wird stets vor das Wild der Niederen Jagd in der unter 1. und 2. angegebenen Reihenfolge zur Strecke gelegt.

- Der Jagdherr oder Jagdleiter steht am rechten Flügel vor der Strecke.
- Die Jäger (Schützen) stehen in ihrer Jagdausrüstung dicht hinter dem Jagdherrn.
- Hinter der Strecke und dem Jagdherrn gegenüber stehen in der ersten Reihe die Jagdhornbläser,
  in der zweiten und dritten Reihe die Treiber.
- Links von den Treibern (linker Flügel) stehen die Hundeführer mit ihren Hunden.
- Werden zum Abschluss der Jagd Fackelträger aufgestellt, so stehen diese links und rechts
   (seitwärts) der Strecke und zwischen den Treibern der ersten Reihe. Werden Lagerfeuer angelegt,
   befinden sich diese rechts und links (seitwärts) der Strecke.

Ist die Strecke gelegt und hat alles Aufstellung genommen, lässt der Jagdleiter das Signal "Das Ganze" blasen und gibt anschließend das Jagdergebnis bekannt. War der Jagdleiter nicht der Jagdherr, so meldet dieser dem Jagdherrn die Strecke. Der Jagdherr dankt anschließend St. Hubertus für den erfolgreichen Jagdtag, den Schützen, Bläsern und Treibern für den Jagderfolg und gibt dann das Zeichen zum Verblasen (Totsignale) der Strecke. Jede auf der Strecke liegende Wildart wird verblasenund zwar in der Reihenfolge, wie sie auf der Strecke liegt ("Hirsch tot!", "Damwild tot!" oder "Fuchs tot!", "Fasan tot!" usw.). Nach dem ersten Totsignal wird dem erfolgreichsten Schützen der Bruch vom Jagdleiter überreicht. Mancherorts ist es üblich, diesen Schützen zum Jagdkönig zu ernennen. Dann werden den übrigen Schützen, die ein Stück der verblasenen Wildart erlegt haben, die Brüche überreicht. Dabei wird ein Hirschfänger, Waidblatt oder Hut verwendet, der Schützenbruch darauf gelegt und (Bruchstelle in Richtung Erleger) mit "Waidmannsheil!" überreicht. Es folgen die Signale "Jagd vorbei!" und "Halali!". Während die Strecke Verblasen wird, stehen die Schützen mit geschultertem Gewehr und die Treiber in ruhiger Haltung. Bei dem Jagdsignal "Halali!" nehmen die Jäger den Hut ab. Danach wird mit dem Signal "Wagenruf" der oder die Wagen gerufen, um das Wild zu verladen und abzutransportieren. Der Jagdherr grüsst die Teilnehmer mit "Waidmannsheil!", die Gäste antworten mit "Waidmannsheil!" oder "Waidmannsdank!". Dann wird "Zum Essen" geblasenund die Jagdteilnehmer begeben sich zum Schüsseltreiben (Knödelbogen). Gelegentlich tagt nach dem Essen noch das Jagdgericht. Nach H. F. von Fleming ("Der vollkommene Teutsche Jäger", 1719) wurde bei Eingestellten Jagen das auf dem Lauf erlegte Wild rechts vor dem Schirm mit dem Geweih bzw. Haupt in Richtung Schirm zur Strecke gelegt. Das an Gewicht, Geweih und Endenzahl stärkste Rotwild zuerst, dann das übrige. Als nächstes das Schwarzwild, die Rehböcke und zuletzt das Raubwild. Das Wild wurde mit eichenen und buchenen (letzterer heute kein gerechter Bruch mehr) Brüchen verbrochen.