Läusekräuter (Pedicularis)

Läusekräuter

Systematik

Lateinischer Name 

Pedicularis, Linnæus 1758

Reich 
Abteilung 
Unterabteilung 

Pflanzen (Embryophyta)
Gefäßpflanzen (Tracheophyta)
Samenpflanzen (Spermatophytina)

Klasse 

Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Euasteriden I

Ordnung 

Lippenblütlerartige (Lamiales, Bromhead)

Familie 

Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae)

Gattung 

Läusekräuter, (Pedicularis)

Allgemeines und Merkmale

Wissenswertes 

Die Pflanzengattung der Läusekräuter umfasst etwa 600 Arten auf der Nordhalbkugel.
Die Gattung Pedicularis wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 607-610 aufgestellt. Als Lectotypus wurde 1930 Pedicularis sylvatica L. durch Francis Whittier Pennell in Proc. Acad. Nat. Sci. Philadelphia, 82, S. 18 festgelegt.

Ökologie 

Alle Läusekraut-Arten sind Halbschmarotzer, die mit Saugorganen (Haustorien) den Wurzeln von Wirtspflanzen Wasser und Nährsalze entziehen. Die Pflanzen können deshalb auch auf trockenen Standorten gedeihen, obwohl sie selbst keinen Verdunstungsschutz entwickelt haben. Läusekraut-Arten wachsen als ausdauernde oder einjährige, selten zweijährige krautige Pflanzen.

Blätter 

Die Laubblätter sind wechselständig, gegenständig oder in Wirteln am Stängel verteilt angeordnet. Die unteren Laubblätter sind meist lang gestielt und die oberen sind oft mehr oder weniger ungestielt. Die Blattspreiten sind meist fiederspaltig oder fiederteilig, selten einfach mit glattem oder gezähntem Rand.

Blüte 

Es ist ein endständiger Blütenstand vorhanden oder die Blüten stehen in den Blattachseln. Die Tragblätter sind meist laubblattähnlich. Die zwittrigen, zygomorphen Blüten besitzen eine doppelte Blütenhülle. Die Kelchblätter sind röhrig bis glockenförmig verwachsen; der Kelch ist oft mehr oder weniger zweilippig und meist tief in selten zwei- bis meist fünf Kelchzähne gespalten. Die purpurfarbenen, roten, gelben oder weißen Kronblätter sind verwachsen; die Krone ist stark zweilippig. Bei den meisten Arten sind die Blütenkronen leicht schraubig und etwas zur Seite aus der Mittellinie verdrehtund zwar von vorn betrachtet nach links. Die Oberlippe umhüllt kapuzenartig die Staubbeutel, ist seitlich zusammengedrückt, gerundet oder gestutzt und endet in Zähnen oder einem Schnabel. Die drei Kronlappen der Unterlippe sind meist ausgebreitet und im Knospenstadium außerhalb der Oberlippe. Es sind vier Staubblätter vorhanden. Die Staubfäden sind kahl oder flaumig behaart und die Staubbeutel können eine Stachelspitze besitzen. Die Narben sind kopfig.
Alpine Läusekraut-Arten sind völlig an Hummeln als Bestäuber angepasst.

Frucht und Samen 

Die loculicidalen Kapselfrüchte können etwas zusammengedrückt wirken und enthalten viele Samen. Die Samen besitzen eine netzartige oder gerippte Oberfläche.

Giftigkeit 

Läusekrautpflanzen schmecken brennend scharf und riechen unangenehm, daher werden sie vom Weidevieh gemieden. Der Verzehr soll Darmentzündungen und Blutharnen verursachen.
Alle Pflanzenteile, vor allem die Samen, sind durch Aucubin giftig.

Verbreitung 

Die Gattung Pedicularis ist in den kalten und alpinen Gebieten der Nordhalbkugel weitverbreitet. In China kommen 352 Arten vor, 271 davon nur dort. Das Zentrum der Artenvielfalt mit den meisten Arten befindet sich in den Bergen des südwestlichen Chinas.

Literatur

  • Hans Christian Weber: Parasitismus von Blütenpflanzen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-10529-X.
  • Hans Christian Weber: Schmarotzer: Pflanzen, die von anderen leben. Belser, Stuttgart 1978, ISBN 3-7630-1834-4.
  • Y. Tang, J. S. Xie: A pollination ecology study of Pedicularis Linnaeus (Orobanchaceae) in a subalpine to alpine area of northwest Sichuan, China. In: Arctic, Antarctic, and Alpine Research. Band 38, Nr. 3, 2006, S. 446–453, doi:10.1657/1523-0430(2006)38[446:APESOP]2.0.CO;2.
  • Hong Wang, De-Zhu Li: Pollination Biology of Four Pedicularis Species (Scrophulariaceae) in Northwestern Yunnan, China. In: Annals of the Missouri Botanical Garden., Band 92, Nr. 1, 2005, S. 127-138, PDF-Datei.
  • Lazarus Walter Macior, Tang Ya, Jianchen Zhang: Reproductive biology of Pedicularis (Scrophulariaceae) in the Sichuan Himalaya. In: Plant Species Biology. Band 16, Nr. 1, 2001, S. 83–89m DOI: 10.1046/j.1442-1984.2001.00048.x.
  • M. Philipp, S. R. J. Woodell, J. Böcher, O. Mattsson: Reproductive Biology of Four Species of Pedicularis (Scrophulariaceae) in West Greenland. In: Arctic and Alpine Research. Band 28, Nr. 4, 1996, S. 403-413, JSTOR.
  • E. F. Sprague: Pollination and evolution in Pedicularis (Scrophulariaceae). In: Aliso. Band 5, 1962, S. 181–209.

Panzer-Sommerwurz

Lippenblütlerartige 

Panzer-Sommerwurz

Lateinischer Name 
Synonyme 

Orobanche artemisiae-campestris, Gaudin
Beifuß-Sommerwurz

Systematik

Abteilung 
Unterabteilung 
Klasse 
Unterklasse

Gefäßpflanzen (Tracheophyta)
Samenpflanzen (Spermatophytina)
Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Asteridae
Euasteriden I

Ordnung 

Lippenblütlerartige (Lamiales)

Familie 

Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae)

Gattung 
Art 

Sommerwurzen (Orobanche)
Panzer-Sommerwurz

Allgemeines

Status 

Weltweit sind ca. 40 Vorkommen der Art bekannt; vom Aussterben bedroht.

Wissenswertes 

Die Panzer-Sommerwurz (Orobanche artemisiae-campestris, Syn.: Orobanche loricata) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Sommerwurzen (Orobanche) in der Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae).

Die Panzer-Sommerwurz ist eine 8 bis 40 cm hohe, parasitäre Pflanze. Sie parasitiert auf dem Feld-Beifuß (Artemisia campestris). Der Stängel ist meist bräunlich, teilweise auch violett überlaufen und dunkler als die Krone.

Die Tragblätter sind etwas so lang wie die Unterlippe der Krone. Der Blütenkelch besteht aus zwei frei stehenden Hälften, die bis weit unter die Mitte zweigezähnt und pfriemlich sind. Die Krone ist gelblichweiß, die Narbe ist bräunlichviolett, der Griffel ist reichlich drüsig behaart.

Herkunft 

Einheimisch

Vorkommen 

Die Art kommt in Mittel- und Südeuropa vor. Innerhalb Deutschlands kommt die Art vor allem in Thüringen und Sachsen-Anhalt vor. Sie wächst auf sehr wärmebegünstigten, lückigen Trockenrasen und bevorzugt trockene, nährstoffarme Gips- und Muschelkalkböden. Sie kommt in Gesellschaften der Ordnung Festucetalia valesiacae vor.

Aussehen und Merkmale

Erscheinungsbild 

 

Standortbedingungen 

Sie wächst auf sehr wärmebegünstigten, lückigen Trockenrasen und bevorzugt trockene, nährstoffarme Gips- und Muschelkalkböden.

Wachstums-bedingungen 

Die Panzer-Sommerwurz ist eine parasitäre Pflanze. Sie parasitiert auf dem Feld-Beifuß (Artemisia campestris).
Regenerationsmahd, z.B. alle 2–5 Jahre

Wuchsform 
Wuchshöhe 


8 bis 40 cm hoch

Blätter-Beschreibung 

Pflanze ohne Blattgrün;
Die Tragblätter sind etwas so lang, wie die Unterlippe der Krone. Die Krone ist gelblichweiß, die Narbe ist bräunlichviolett, der Griffel ist reichlich drüsig behaart.

Blattanordnung 

Mittlere Stängelblätter wechselständig 

Blattaufbau 

 

Blattform 

 

Blattrand 

Ganzrandig

Stängel 

Der Stängel ist krautig, meist bräunlich, teilweise auch violett überlaufen und dunkler als die Krone.

Wurzelsystem 

 

Bestäubung 

 

Blütezeit 

Von Juni bis Juli
mehrjährig, nur einmal blühend (hapaxanth)

Blüten 

Ähre (incl. Quirl)
Der Blütenkelch (gelb; weiß) besteht aus zwei frei stehenden Hälften, die bis weit unter die Mitte zweigezähnt und pfriemlich sind.

Frucht und Samen 

 

Fruchtart 

Kapsel

Fruchtreife 

 

Geschlecht 

 

Häusigkeit 

 

Chromosomenzahl 

2n = 38

Frosthärte 

 

Pflanzenerkrankung 

 

Schädlinge 

 

Futter 

 

Gift 

das phenolische Glykosid Orobanchin

Giftigkeit für Menschen 

 

Giftigkeit für Tiere 

 

Medizinische Verwendung 

 

Imkerwerte

Keine, da nur sehr selten vorkommende Pflanzenart

Nektar 

 

Pollen 

 

Pollenfarbe 

 

Propolis 

 

Blumenuhr 

 

Literatur

  • Kommission C: Anthroposophische Aufbereitungsmonographien der Kommission C der Gesellschaft anthroposophischer Ärzte in Deutschland. - 1999 - Im Auftrag der medizinischen. Sektion am Goetheanum Dornach/Schweiz
  • Bärtels, A.: Farbatlas Tropenpflanzen-Zier und Nutzpflanzen - 1996 - Stuttgart; ISBN: 978-3800134809
  • Buttler, K. P.: Steinbachs Naturführer: Orchideen - Die wildwachsenden Arten und Unterarten Europas, Vorderasiens und Nordafrikas. - 1986 - München; ISBN: 978-3576105591
  • Finkenzeller X. & Grau J.; Steinbachs Naturführer ,Alpenblumen - 1985 - 1. Auflage, München
  • Fintelmann V. & Weiss R.-F. Lehrbuch der Phytotherapie - 2005 - 11. Auflage, Stuttgart; ISBN: 978-3830453451
  • Franke, W. - Nutzpflanzenkunde - 1992 - 5. Auflage, Stuttgart; ISBN: 978-3135304052
  • Genaust H. -etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen - 1996 - 3. Auflage, Hamburg; ISBN: 978-3764323905
  • Harz K. -Bäume und Sträucher: Blätter, Blüten, Früchte der heimischen Arten - 1990 - 6. Auflage, München; ISBN: 978-3835404793
  • Holzer S. Permakultur: Praktische Anwendung in Garten, Obst- und Landwirtschaft - 2004 3 Auflage, Graz; ISBN: 978-3702010379
  • Kremer B.: Bäume (Laub-und Nadelbäume) - 1992 - 1. Auflage, Stuttgart ; ISBN: 978-3440064078
  • Kreuter M.-L. Kräuter und Gewürze aus dem eigenen Garten - 2009 - 8. Auflage, München; ISBN: 978-3835403246
  • Kreuter M.-L.: Biologischer Pflanzenschutz - 2001 - 08. Auflage, München; ISBN: 978-3405160562
  • Kreuter M.-L.; Der Biogarten - 2007 - 23. Auflage, München; ISBN: 978-3835404847
  • Oberdorfer E. - Pflanzensoziologische Exkursionsflora - 1994 - 7. Auflage, Stuttgart; ISBN: 978-3800131310
  • Raven Peter H.: Biologie der Pflanzen - 2006 - 4 Auflage ; ISBN: 978-3110185317
  • Rothmaler W. - Exkursionsflora von Deutschland 2: Gefäßpflanzen. Grundband: BD 2 - 1996 - 16. Auflage, Jena, Stuttgart; ISBN: 978-3827416001
  • Rothmaler W. - Exkursionsflora von Deutschland Band 3 - 1994 - 9. Auflage, Jena, Stuttgart; ISBN: 978-3827418425
  • Schauer T. & Caspari C. - Der farbige BLV Pflanzenführer - 1990 - 2. Auflage, München; Wien; Zürich; ISBN: B002CZVT1A
  • Schauer T. & Caspari C.: Der BLV Pflanzenführer für unterwegs - 2008 - 2 Auflage, München; ISBN: 978-3-8354-0354-3
  • Schönfelder, B. & Fischer J. - Welche Heilpflanze ist das?: Heilpflanzen, Giftpflanzen, Wildgemüse - 1976 - 18 Auflage, Stuttgart; ISBN: 978-3440047804
  • Senghas, K. & Seybold, S.: Schmeil - Fitschen. Flora von Deutschland und angrenzender Länder. Ein Buch zum Bestimmen der wildwachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen - 2000 - 91. Auflage, Wiebelsheim; ISBN: 978-3494014685
  • Steinegger E.& Hänsel R.: Pharmakognosie - 1992 - 4. Auflage, Berlin-Heidelberg; ISBN: 978-3540342564
  • Vademecum Anthroposophische Arzneimittel Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland und der Medizinischen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, Dornach, Schweiz - 2010 - 2. Auflage
  • WELEDA AG: Arzneimittelverzeichnis 2009 - 2009 - Schwäbisch Gmünd
  • Wendelberger, E. - Heilpflanzen. Erkennen, sammeln, anwenden. - 2003 - München, Wien, Zürich; ISBN: 978-3835403703
  • Wichtl M. - Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage - 2008 - 5. Auflage, Stuttgart; ISBN: 978-3804723696