Westfälische Dachsbracke

Westfälische Dachsbracke

Die Westfälische Dachsbracke früher auch Sauerländer Dachsbracke ist ein Niederlaufhund, entstanden durch Mutation hochläufiger Westfälischer Bracken, aber auch durch Einkreuzung von Teckelblut. Nach Jungklaus (1915) ist der Dachsbrackentypus sehr alt und war im Westfälischen bereits vor der allgemeinen Verbreitung des Teckels bekannt. Mit einer konsequenten Reinzucht begannen rheinisch-westfälische Brackenjäger aber erst in den 1880erJahren.
Der Grund hierfür lag in der allgemeinen Verkleinerung der Reviere, die ein Brackieren mit weitjagenden Hunden nicht mehr zuliess. Das Zuchtziel war ein kleiner, leistungsfähiger Niederlaufhund. Schnelligkeit und Weiträumigkeit des Jagens sollten durch den niedrigen, langgestreckten Körperbau eingeschränkt werden, um ein Überjagen und eine zu starke Beunruhigung des Schalenwildes zu vermeiden.
Zum anderen sollten Hase und Fuchs veranlasst werden, schon nach kurzer Zeit, weit vor der langsameren Dachsbracke, den Einstand wieder aufzusuchen.
1906 wurde in Hagen der Westfälisch Rheinische Dachsbracken-Klub gegründet, wenig später wurden die Rassekennzeichen festgelegt:

  • Die Westfälische Dachsbracke ist ein langgestreckter, kräftiger Niederlaufhund mit mittellangen Behängen und langer Bürstenrute. Der Kopf ist schmal und lang gestreckt; die Leffzen fallen mäßig über. Grosse klare Augen geben dem Hund einen freundlichen und aufmerksamen Gesichtsausdruck. Der Nasenschwamm zeigt einen hellen, fast fleischfarbenen Streifen über der Mitte, während die Nasenflügel dunkel pigmentiert sind („bunte Nase“). Der Hals ist mäßig lang, im Vergleich zum Kopf ziemlich stark. Die Dachsbracke steht auf gut gewinkelten, derbknochigen Läufen. Die Keulen sind stark bemuskelt und imVerhältniszurVorderhand sehr kräftig.Die Rute ist hoch angesetzt und an derUnterseite bürstig; sie wird in sanftem Bogen nach oben getragen. Die Schulterhöhe liegt zwischen 30 und 38 cm. Das Haar ist sehr dicht und grob; auch die Bauchseite ist gut behaart. Die Dachsbracke ist meist dreifarbig:rot bis gelbmitschwarzemSattel und den typischen weissen Brackenabzeichen:
    o   weisse Brust,
    o   weisser Fang mit Blässe oder Schnippe,
    o   weisser Halsring, Bauch, weisse Läufe und Rutenspitze;
    o   seltenerzweifarbig: rot bis gelb mit weissenAbzeichen.

Die Dachsbracke ist ein anpassungsfähiger, freundlicher Jagdhund mit feiner Nase und großer Spurpassion. Im Haus ist sie ruhig und kinderlieb, im Jagdrevier zeigt sie ihr wahres Temperament.
Gutes Findevermögen auch in wildarmen Revieren, sicheres, fährtenlautes Jagen sowie konzentriertes Arbeiten auf der Schweißfährte sind ihre besonderen Merkmale. Durch den niedrigen, langgestreckten Körperbau werden Schnelligkeit und Weiträumigkeit der Lauten Jagd eingeschränkt.
Sie wird eingesetzt als Stöberhund auf Bewegungsjagden auf Schalenwild, insbesondere Rehwild, zum Stöbern auf Hase, Fuchs und Kaninchen und zur Nachsuche.
Heute wird die Westfälische Dachsbracke vom Deutschen Bracken-Club e.V. betreut. Z.Zt. gibt es etwa 260 im Zuchtbuch eingetragene Hunde.

FCI Rassebeschreibung Westfälische Dachsbracke

Ursprung 

Deutschland

FCI Standard 

100
24.06.1987
02.08.1994 / DE

FCI Klassifikation 

Gruppe 6 Laufhunde, Schweißhunde  und verwandte Rassen.
Sektion 1.3 Kleine Laufhunde.  Mit Arbeitsprüfung.

Erscheinungsbild 

Die Westfälische Dachsbracke ist die Niederlaufform der Deutschen Bracke. Sie entspricht in wesentlichen Punkten der hochläufigen Form, wirkt aber kompakter und kräftiger als diese. Die Westfälische Dachsbracke ist ein 30 bis 38 cm hoher, mäßig langer, kräftig gebauter Jagdhund mit edlem, mittelgroßem Kopf und gut angesetzter Rute, die bei ruhigem Gang säbelförmig aufwärts oder hängend mit leichtem Bogen an der Spitze getragen wird. Der Gesichtsausdruck ist treu, freundlich, ernst und aufmerksam.

Kopf

Kopf 

Er erscheint von vorne gesehen wie bei der deutschen Bracke schmal und langgestreckt. Das Hinterhauptbein tritt nur wenig hervor.

Oberkopf 

 

Schädel 

Der Schädel ist nur mäßig breiter als die Gesichtspartie.

Stopp 

Stirnabsatz gering.

Gesichtsschädel

Nasenschwamm 

Er hat einen hellen, fast fleischfarbenen Streifen über der Mitte, während die Nasenflügel mehr oder weniger dunkel pigmentiert sind.

Fang 

Der Nasenrücken ist leicht gewölbt.

Lefzen 

Sie fallen wenig über.

Kiefer / Zähne 

Gebiss äusserst kräftig und regelmäßig. Die Schneidezähne sind aufeinanderstehend (Zangengebiss) oder die Innenseite der oberen Schneidezähne berührt reibend die Aussenseite der unteren (Scherengebiss). Die Fangzähne sind besonders stark entwickelt. Die Mundfalbe ist klein

Backen 

Allmählich in den Fang verlaufende, nicht scharf hervortretende Backenpartie.

Augen 

Dunkel, klar, mit freundlichem Ausdruck

Ohren 

Mittellang und breit, gut anliegend, unten stumpf abgerundet.

Hals 

mäßig lang, im Verhältnis zum Kopf ziemlich stark, nach diesem hin sich allmählich verjüngend. Die Halshaut ist locker, bildet aber keine Kehlwamme

Körper

Rücken 

Leicht gewölbt, mittellang, hinter der Schulter leicht gesenkt.

Lenden 

Breit und kräftig entwickelt.

Kruppe 

Schräg abfallend

Brust 

Schmaler als beim Teckel, wird von den Läufen kräftig unterstützt und darf nicht zu tief zwischen diesen hängen. Rippenkorb lang.

Untere Profillinie 
und Bauch 

Vor der Hinterhand etwas aufgezogen

Rute

Verhältnismäßig hoch angesetzt; der Rutenansatz verläuft ohne scharfen Winkel in das Rückgrat. Sie ist an der Wurzel sehr stark, an der Unterseite bürstig, an der Oberseite glatt anliegend behaart und endet in eine bürstige Spitze ohne Fahne.

Gliedmassen

Vorderhand

 

Allgemeines 

Gut entwickelt, trocken, derbknochig, sehnig. Die Vorderläufe sind von vorne gesehen nicht gebogen, sondern gerade, mit nach vorn gerichteten Pfoten.

Ellenbogen 

Gut anliegend.

Vorderpfoten 

Derb, mit enganeinanderliegenden, kurzen Zehen.

Hinterhand

Allgemeines 

Sie steht steiler als bei anderen Hunden. Die Hinterhand ist im Verhältnis zur Vorderhand weit kräftiger entwickelt als beim Teckel.

Oberschenkel 

Sie steht steiler als bei anderen Hunden. Die Hinterhand ist im Verhältnis zur Vorderhand weit kräftiger entwickelt als beim Teckel.

Hinterpfoten 

Derb, mit enganeinanderliegenden, kurzen Zehen

Haarkleid

Haar 

Am ganzen Körper, auch an der Unterseite desselben, sehr dicht und grob; am Kopf, den Behängen und dem unteren Teil der Läufe kurz; über dem Rücken, am Hals und an der Unterseite der Rute länger.

Farbe 

Rot bis gelb mit schwarzem Sattel oder Mantel und den weissen Brackenabzeichen : Blässe oder Schnippe, weisser Fang mit Halsring, weisse Brust sowie Läufe und Rutenspitze. Unerwünscht sind zweifarbige Hunde sowie Hunde mit schwarz am Kopf. Schokoladenbraun ist fehlerhaft.

Fehler 

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte und dessen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes zu beachten ist

Disqualifizierende 
Fehler 

  • Aggressive oder űbermäßig ängstliche Hunde
  • Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstőrungen aufweisen, műssen disqualifiziert werden.

N.B. 

  • Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.
  • Zur Zucht sollen ausschließlich funktional und klinisch gesunde, rassetypische Hunde verwendet werden

Literatur

  • Beckmann, Ludwig: Geschichte und Beschreibung der Rassen des Hundes. Unter Mitwirkung der namhaftesten Züchter und Preisrichter und in Uebereinstimmung mit den officiell anerkannten Rassezeichen der maßgebenden Vereine des In- und Auslandes, herausgegeben und illustrirt von Ludwig Beckmann. In zwei Bänden. Erster Band. Mit zahlreichen Holzstichen und zwei farbigen Tafeln. Zweiter Band. Mit zahlreichen in den Text eingedruckten Holzstichen. Braunschweig: F. Vieweg, 1894/95
  • Bergmann, Christine: Die Sauerländer Brackenschläge. In: Wild und Hund, 1/1984, S. 64
  • Bommer, Silke: Naher Verwandter im hohen Norden. In: Brackenzeitung, 2/2013, S. 24-27
  • Bommer, Silke / Lang, Johannes: Ist die Westfälische Dachsbracke ausgestorben? In: Brackenzeitung, 2/2014, S. 15-19
  • Elsbergen, Heimo van: Die laute Lagd mit der Bracke. In: Wild und Hund, 14/1986, S. 64-67
  • Elsbergen, Heimo van: Waldjäger. Deutsche Bracke und Westfälische Dachsbracke. In: Deutsche Jagd-Zeitung, 10/1995, S. 106-108
  • Elsbergen, Heimo van / Herbst, Jürgen / Knüpfer, Peter / Kelle, Hubert / Krewer, Bernd /
  • Tandler, Michael / Wilmes, Klaus: Bracken im jagdlichen Einsatz. Melsungen: Neumann-Neudamm 1996, 2. Aufl. 2000
  • Elsbergen, Heimo van: 100 Jahre Westfälische Dachsbracke. Chronik 1906 bis 2006. Melsungen: Neumann-Neudamm, 2009
  • Grünbauer, Georg: Die Dachsbracke. Kynologisch-jagdliche Studien. Jagd- und Kulturverlag, 1899
  • Lang, Johannes: Die Situation der Westfälischen Dachsbracke. In: Brackenzeitung 3/2010, S. 22-23
  • Lehari, Gabriele: Welcher Hund für welches Revier. Teil 5. In: Österreichs Weidwerk, 8/2011, S. 32-35
  • Mellin, August von: Versuch einer Anweisung zur Anlegung, Verbesserung und Nutzung der Wildbahnen sowohl im Freyen als in Thiergärten. Berlin/Stettin: Joachim Pauli, 1779
  • Mückel, Helmut / Krüger, Heike: Kleiner Hund – großer Jäger. Mit der Westfälischen Dachsbracke zur Stöberjagd! In: Brackenzeitung 3/2011, S. 14-17
  • Roth, Hartmut: Die „kleinen“ Brüder. Die Westfälischen Dachsbracken. In: Wild und Hund, 10/2009 (online abgerufen am 20.12.2013)
  • Schulte, Emil: Die Westfälische Dachsbracke und die Neugestaltung der Brackenjagd. Dortmund: Ruhfus, 1938