Weisse Seerose auch Wasserlilie - Nymphaea alba
Die Weisse Seerose (Nymphaea alba), im Volksmund oft als Wasserlilie bezeichnet, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Seerosengewächse (Nymphaeaceae). Sie gilt als typische Vertreterin der Schwimmblattpflanzen. Daher wird die Schwimmblattzone im Uferbereich von Seen, die auch eine Stufe der Verlandungsreihe bilden kann, als Seerosenzone bezeichnet.
Die Weisse Seerose ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Diese Wasserpflanze bildet verzweigte Rhizome als Überdauerungsorgane mit denen sie im Gewässergrund verankert ist.
Die Laubblätter sind lang gestielt. Die dunkelgrüne, 10 bis 25 cm große, schildförmige Blattspreite besitzt auf der Oberseite einen Wachsüberzug, der sie vor Benetzung schützt und sie ist ledrig derb, um vor aufprallenden Regentropfen und Wellengang besser geschützt zu sein. Die für die Atmung notwendigen Spaltöffnungen befinden sich - anders als bei terrestrischen Pflanzen - auf der Blattoberseite. Die Blätter besitzen weitmaschige Lufträume im Gewebe, von wo aus die durch die Spaltöffnungen aufgenommene Atemluft durch Luftkanäle im Blattstiel zum Rhizom geleitet werden; auf diese Weise wird das im sauerstoffarmen Teichgrund steckende Rhizom mit Atemluft versorgt. Die langen Blatt- und Blütenstiele sind sehr elastisch und gleichfalls mit großen Lufträumen versehen.
Die einzeln stehenden, wohlriechenden, großen, weissen Blüten mit einer goldfarbenen Mitte erscheinen den gesamten Sommer über von Juni bis September und weisen einen Durchmesser von 9 bis 12 Zentimeter auf. Die vier grünen Kelchblätter sind frei. Die meist 20 bis 25 (12 bis 33) weissen Kronblätter sind spiralig angeordnet und meist 3 bis 5,5 (selten bis 8) cm lang. Die weissen Kronblätter gehen in die gleichfalls zahlreichen gelben Staubblätter über. Die Blüten schliessen sich abends und bei Regenwetter. Sie tragen reichlich Blütenstaub, mit denen sie ihre Besucher, meist Fliegen, Schilfkäfer und Hummeln anlocken.
Die halbkugeligen bis eiförmigen Früchte sind 2,5 bis 3 cm groß. Die glatten, meist 2 bis 3 (selten bis 5) mm großen Samen sind schwimmfähig. Die Seerose nutzt als Ausbreitungsstrategie die Zoochorie, indem die Samen im Gefieder von Wasservögeln in andere Gewässer verbreitet werden.
Nymphaeion (albae) (Wurzelnde Schwimmblattgesellschaften) Gesellschaft der Weissen Seerose (Nymphaea alba) auf dem Klenzsee bei Wustrow
Die Weisse Seerose kommt in fast ganz Europa bis östlich zum Ural vor.
Sie ist in ruhigen Seebuchten, in Teichen und Altwässern von Flüssen zu finden. Als Lebensraum bevorzugt sie stehende oder träge fliessende Gewässer, die einen humosen Schlammboden aufweisen. Sie ist in der Lage, eine Gewässertiefe bis drei Meter zu besiedeln. Die besten Wachstumsvoraussetzungen findet sie jedoch bei Wassertiefen bis zu 1,5 Meter. Die Weisse Seerose ist in Deutschland vollständig geschützt.
Diese Art ist ein Starkzehrer. In nährstoffarmen Teichen muss daher das Wasser gedüngt werden, damit sie reichlich Blüten ansetzt. Es empfiehlt sich, die Rhizome alle drei bis vier Jahre zu teilen.
Früher erntete man in Notzeiten die Rhizome und stellte daraus Mehl her, das mit Getreidemehl vermischt zum Brotbacken genommen wurde.
Nach der Signaturenlehre konnte die Seerose mit ihren strahlend weissen Blütenblättern nur ein Symbol für Reinheit und Keuschheit sein. So war Plinius davon überzeugt, dass der Verzehr von Blüten oder Samen dazu führen würde, dass man zwölf Nächte lang von wollüstigen Träumen verschont bliebe. Ähnlich sah das Dioskurides:
Die Wurzel ist auch gut getrunken wider die unkeuschen Träume, denn sie schaffet sie gänzlich ab.
Diese Überzeugung soll sich bis in die Neuzeit gehalten haben. Seerosensamen unterstützten Nonnen und Mönche in der Einhaltung ihres Keuschheitsgelübdes. Auch eine französische Redewendung weist auf die liebestötenden Eigenschaften hin: einen impotenten Mann umschrieb man mit dem Hinweis, dass er vom Wasser der Seerose getrunken habe.
Die Weisse Seerose hat gelegentlich auch anderweitig Verwendung in der Volksheilkunde gefunden: das getrocknete und pulverisierte Rhizom wurde als adstringierende, antiseptische, analgetische und sedierende Arznei gegen chronischen Durchfall, Erkrankungen der Vagina, Entzündungen im Mund bzw. Rachen, Furunkel und Verbrennungen eingesetzt. Es finden sich im Handel Deodorants mit diesem Zusatz.