Nattern (Colubridae)
Überordnung: Schuppenechsen (Lepidosauria)
Ordnung: Schuppenkriechtiere (Squamata)
Toxicofera
Unterordnung: Schlangen (Serpentes)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea)
Familie: Nattern
Wissenschaftlicher Name Colubridae; Oppel, 1811
Die Nattern (Colubridae) bilden mit über 1700 Arten, das sind fast 60 % der heute lebenden Schlangenarten, die mit Abstand artenreichste Familie unter den Schlangen. Sie haben, mit Ausnahme der Meere, alle für Reptilien zugänglichen Biotope besiedelt und leben in gemäßigten, subtropischen und tropischen Regionen Eurasiens, Afrikas, Nord- und Südamerikas. Unter den Nattern gibt es auf dem Erdboden lebende, grabende und kletternde Arten. Schmuckbaumnattern (Chrysopelea) können von Baum zu Baum gleitfliegen, indem sie ihre Rippen spreizen und so aus ihrem gesamten Körper eine Tragfläche machen.
In Deutschland, Schweiz und Österreich kommen sechs Natterarten vor:
- die Äskulapnatter (Eigentlichen Nattern, Colubrinae),
- die Schlingnatter (Eigentlichen Nattern, Colubrinae),
- die Gelbgrüne Zornnatter (Eigentlichen Nattern, Colubrinae),
- Die Ringelnatter (Wassernattern, Natricinae),
- die Würfelnatter (Wassernattern, Natricinae) und
- die Vipernatter (Wassernattern, Natricinae).
Die Gelbgrüne Zornnatter und die Vipernatter kommen in der Schweiz aber nicht in Deutschland und Österreich vor. Die vorgenannten sechs Nattern unterscheiden sich äusserlich durch ihre runden Pupillen von den folgenden einheimischen Giftschlangen:
- Europäische Hornotter,
- Kreuzotter,
- Aspisviper und
- Wiesenotter
Nattern sind überwiegend schlanke und langschwänzige Schlangen, deren Körper von relativ großen Schuppen bedeckt ist. Der Kopf ist in den meisten Fällen vom Hals abgesetzt und kann lang und schmal, aber auch kurz und stumpf sein. Die Augen sind, ausser bei einigen wühlenden Arten, groß, die Pupillen sind rund oder oval. Die Maulspalte reicht bis weit hinter die Augen. Die bei den Nattern besonders langen Oberkieferknochen können nicht, wie bei den Vipern, in eine zum Gesichtsschädel senkrechte Stellung gebracht werden. Bei opistoglyphen Arten der Familie, den sogenannten Trugnattern, liegen die Giftzähne im hinteren Teil des Oberkiefers, aglyphe oder auch „Echte Nattern“ haben dagegen keine Giftzähne.
Nattern haben ein reiches Beutespektrum, das Kleinsäuger, Vögel, Echsen, Amphibien, Fische, Gliederfüsser und Weichtiere umfasst. Einige Nattern sind Nahrungsspezialisten, wie die Afrikanischen und Indischen Eierschlangen, die sich ausschliesslich von Vogeleiern ernähren.
Die meisten Nattern besitzen weder hohle noch gefurchte Giftzähne. Bei einigen Arten, zum Beispiel bei der Ringelnatter, befindet sich im Speichel ein sehr schwaches Gift, das kleine Beutetiere lähmen kann, jedoch vermutlich in erster Linie der Vorverdauung dient.
Die Trugnattern sind keine eigene taxonomische Gruppe, es handelt sich vielmehr um eine Reihe von Arten innerhalb der Nattern. Sie besitzen im hinteren Bereich des Oberkiefers gefurchte Giftzähne, über deren Aussenfurche das Gift mit kauenden Bewegungen in die Bisswunde eines Beutetiers geleitet wird. Für größere Tiere sind Trugnattern jedoch in der Regel ungefährlich, da zum einen durch die Stellung der Giftzähne diese bei einem Biss ihr Opfer nicht erreichen und zum anderen das Gift der Trugnattern im Vergleich zu Vipern und Giftnattern relativ schwach ist. Bei einzelnen Trugnatterarten, zum Beispiel der Boomslang (südliches Afrika) oder der Mangroven-Nachtbaumnatter (Südost-Asien), kann der Biss jedoch auch für Menschen lebensgefährlich sein.
Giftnattern (Elapidae) gehören trotz ihres Namens nicht zu den Nattern, sondern bilden eine eigene Schlangenfamilie.
Nattern sind bis auf wenige Ausnahmen – wie z.B. die in Mitteleuropa heimische, lebendgebärende Schlingnatter – eierlegend.
Literatur
- Wilfried Westheide, Reinhard Rieger: Spezielle Zoologie Teil 2: Wirbel und Schädeltiere. 1. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, Berlin, 2004, ISBN 3-8274-0307-3.
- Kurt Deckert, G. Deckert, G. E. Freytag, G. Peters, G. Sterba: Urania Tierreich, Fische, Lurche, Kriechtiere. Urania-Verlag, 1991, ISBN 3-332-00376-3.