Orf (Ecthyma contagiosum)

Viruserkrankung 

Orf

Lateinisch 
Synonyme 

Ecthyma contagiosum
Fussgrind, Lippengrind, Maulgrind, Pustulardermatitis, Winterräude

Wissenswertes 

Orf ist eine Hautkrankheit und wird durch das Orf-Virus verursacht. Die Viren können außerhalb des befallenen Tieres außerordentlich lang überleben. Die Krankheit hat einen zyklischen Verlauf. Neben der Allgemeininfektion kommen auch lokale und latente Infektionen vor.

Die Veränderungen entstehen auf Haut und Schleimhaut von Maul, Gaumen, Zunge, Speiseröhre, Schalen und Euter. Typisch sind Rötungen, Geschwüre und feucht erscheinende Beläge, an Lippen und Schalen auch Krusten. Der Verlauf kann mild sein. Bei schwerem Verlauf wird aber die Äsungsaufnahme mitunter derart gestört, dass die Tiere eingehen.

Orf ist weltweit bei Schafen und Ziegen verbreitet und hoch ansteckend. Genesene Tiere sind immun. Die Immunität ist je nach Ausprägung aber nicht stabil.
Orf kommt meist in der kalten Jahreszeit auch beim Gams- und Steinwild vor.
Als epitheliotrope Zoonose ist sie für Menschen ansteckend.
Der Lippengrind sollte nicht mit der Papillomatose verwechselt werden, die wesentlich seltener ist und ähnliche Veränderungen verursachen kann.

Erreger - Anfällige Tierarten - Zoonose

Erreger 

Parapoxvirus ovis

Anfällige Tierarten 

Schafe, Ziegen, Gämsen, Steinwild, Rentiere und Moschusochsen
Virusreservoir sind latent infizierte ältere Tiere. Personen, die in engem Kontakt mit den Wiederkäuern stehen, können infiziert werden.

Meldepflichtig? 

DE: Bei Orf handelt es sich um eine meldepflichtige Tierseuche.

Übertragbar auf Menschen? 

Orf gehört zu den Zoonosen.

Übertragungsweg - Erkennung - Diagnose - Bekämpfung

Übertragungsweg 

Die Übertragung von Orf erfolgt durch Kontakt, über die Luft und über abgefallene Krusten. Auch über Felle, Wolle und Fleisch kann die Ansteckung erfolgen. Lämmer werden oft schon bei der Geburt angesteckt.
Das Virus wird vom Tier über Schleimhäute und kleine Hautverletzungen aufgenommen. Danach erfolgt eine örtliche Virusvermehrung mit anschließender Ausschwemmung in die Blut- und Lymphbahn in die lymphatischen Organe und die Leber, wo sich das Virus weiter vermehrt.

Inkubationszeit 

3 bis 8 Tage

Krankheitserscheinung 
und Erkennung 

  • Die genitale Form zeigt sich in Pusteln an Euter (teils mit Mastitis), Innenseite der Oberschenkel, Scham und Vorhaut.
  • Die labiale Form („Lippengrind“, „Maulgrind“) zeigt sich in Form erbsengroßer Bläschen und Pusteln an den Lippen, die sich auf Nase, Augenlider und Ohren ausdehnen können. Durch Eintrocknung kommt es zu dunklen Krusten, die nach 3 Wochen abheilen.
  • Die podale Form („Fussgrind“) manifestiert sich durch Pusteln am Kronrand und zwischen den Klauen, die sehr schmerzhaft sind.
  • Die maligne (bösartige) Form ist durch eine Erregervermehrung auch in den inneren Organen gekennzeichnet und äussert sich in Fieber, Mattigkeit, Lymphknotenschwellung, Lungenentzündung und Ödemen. Die Genesung erstreckt sich über Wochen. Vor allem Lämmer können verhungern, weil Wucherungen im Maul, Rachen, Speiseröhre und Magen zu einer Fressunlust führen.

Das Virus ruft beim Menschen nur kleine Hautausschläge hervor.
Die Morbidität ist sehr hoch, die Mortalität nur bei adulten Tieren 1 %, bei Lämmern teilweise 20 - 50 %.

Betroffene Organe 

Lippen, Nase, Augenlider; Ohren, Kronrand, zwischen den Klauen, Euter, Innenseite der Oberschenkel, Scham und Vorhaut aber auch innere Organe wie Maul, Rachen, Speiseröhre und Magen

Diagnose 

Elektronenmikroskopischer Nachweis der Viren in den Krusten. Auch ELISA möglich. Länger dauert die Anzüchtung in Kulturen. Nach 3 Wochen auch PPV-Antikörper-Nachweis möglich.

Prophylaxe 

Schutzimpfung mit einem Lebendimpfstoff

Bekämpfung 

Die Bekämpfung kann durch eine Schutzimpfung mit einem Lebendimpfstoff erfolgen. Auch Lämmer müssen geimpft werden, da die Muttertierimpfung nicht ausreichend ist.

Wildbret 

Orf melden und Anweisungen zur Beseitigung geben lassen.

Literatur

  • Michael Rolle, Anton Mayr: Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. Enke, Stuttgart 2002, ISBN 3-7773-1795-0.