Dachsbracke
In Deutschland und Österreich nennt man die Niederlaufhunde Dachsbracken. Durch Mutation und Zuchtwahl haben sie sich schon früh aus der Gruppe der Bracken abgespalten. Sie stellen das Bindeglied zwischen den hochläufigen Bracken und dem Dachshund, der Zwergbracke, dar. Dachsbracken sind also in aller Regel keine Kreuzungsprodukte aus Bracken und Teckeln, wie wohl auch auf diese Weise Dachsbracken entstanden sind.
Die Bezeichnung Dachsbracke wurde erst im Jahre 1886 von den Kynologen Ludwig Beckmann und Otto Grashey geprägt. Nach Prof. Georg Grünbauer (1899) sollte sie zum Ausdruck bringen, dass es sich hier um eine Übergangsform vom niedrigen, reinen Dachshund zur hochläufigen Bracke handelt. Nach Auffassung von Rudolf Friess rührt die Bezeichnung hingegen daher, dass diese Hunde wie der Dachs auf niedrigen Läufen stehen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden auf Ausstellungen alle über 10 kg schweren Dachshunde als Dachsbracke eingestuft. Diese Klassifizierung wurde aufgegeben, nachdem man erkannt hatte, dass es sich bei der Dachsbracke um eine eigenständige Rasse handelt.
Jungklaus (1915) schreibt:
„Über die Abstammung der Dachsbracken gibt es zwei Theorien:
- 1) Die eine nimmt Kreuzung von Bracke und Teckel an. Das haben wir nie beweisen können, halten aber derartige Experimente dennoch für tatsächlich vorgekommen, weil wir uns sonst nicht die so häufig fehlerhafte Vorderhand der Dachsbracke erklären können, die die Bracke nie hat.
- ) Variationsweises niedriger werden der Läufe, ohne dass gleichzeitig der Rücken kürzer wird,... Dabei ging ich von der Beobachtung aus, dass niedrigere Hunde in fast allen Würfen hochläufiger fallen, ganz besonders jedenfalls bei den Bracken; die niedrigeren Hunde erscheinen dann mit seltenen Ausnahmen auch immer langrückiger als die höheren ... Auf diesem Wege sind sicher einst Dachsbracken aus Bracken hervorgegangen, eben durch Variation und durch Zuchtwahl mittels kumulierender Inzucht“.
Erste Hinweise auf niedrig gestellte Bracken finden wir in den Gesetzen der germanischen Volksstämme (Leges barbarorum). Später heissen diese in Form und Farbe sehr unterschiedlichen Hunde Biberhund, Otterhund, Dachsschliefer, Dachswürger, Dachskriecher, Basset oder Hasenhund.
Seit dem 16. Jahrhunderts werden allgemein zwei Arten oder Schläge unterschieden:
- Die kleinere Art, meist kurzhaarig und krummbeinig, wird vornehmlich für die Baujagd gebraucht und entspricht im wesentlichen unserem heutigen Dachshundtyp (Teckel).
- Die größere ist meist stockhaarig und hat gerade Läufe. Im Bau ist sie nicht so leistungsfähig wie die erstgenannte, dafür wird sie mehr zum Stöbern auf Niederwild gebraucht. Bei den Hunden dieser Art dürfte es sich um die Vorfahren der Hunde handeln, die wir heute Dachsbracken nennen.
Gute Abbildungen beider Schläge des „Dachskriegers“ (= Dachskriecher) finden wir in Flemmings „Vollkommenen Teutschen Jäger“ (1719). Die erste entspricht dem Teckeltyp, während wir in der zweiten unsere Dachsbracken wiedererkennen können.
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts führten die Bindung des Jagdrechts an das Grundeigentum und die Bevorzugung bestimmter Jagdarten zum Rückgang der weitjagenden hochläufigen Bracken.
Damals besann man sich der im Hoch- und Mittelgebirge vorhandenen niedrig gestellten Bracken, die dort als Stöber- und Schweißhunde geführt wurden. Einige Kynologen hielten sie für schwere Teckel, was sie in manchen Fällen wohl auch waren, andere sahen in ihnen eine eigenständige Rasse.
In Deutschland und Österreich haben sich zwei voneinander unabhängige Lokalrassen entwickelt:
- Im Erzgebirge und in den österreichischen Alpen die rote oder schwarzrote Alpenländische Dachsbracke (früher Alpenländisch-Erzgebirgler Dachsbracke),
- in Westfalen und im Bergischen Land die bunte Westfälische Dachsbracke.
Die Dachsbracken werden zum Stöbern, Brakkieren und zur Schweißarbeit gebraucht.