Königin
Wie bei allen Bienen, beginnt auch das Leben der Königin zunächst in einem Ei. Das befruchtete Ei wird von der Königinmutter in eine spezielle Brutzelle, die Weiselzelle, gestiftet.
Im Gegensatz zu den Larven der Arbeiterinnen werden die der Königinnen nicht nur über drei Tage sondern über die gesamte Dauer des Larvenstadiums, bis zur Verdeckelung der Brutzelle, mit einem von den Ammenbienen in speziellen Kopfdrüsen erzeugten Futtersaft, dem Gelee Royale, ernährt. Der Imker erkennt sofort, ob es sich bei der senkrecht statt waagerecht ausgerichteten Weiselzellen um eine Nachschaffungszelle, die von den Arbeiterinnen auf der Wabe, oder um eine Schwarmzelle, die an den Wabenunterkanten angesetzt wird, handelt.
Bienenköniginnen werden entweder nachgezogen, weil sich das Bienenvolk über das Schwärmen teilen möchte, oder weil die bisherige Königin durch Tod oder aus Altersgründen (der Samenvorrat geht zu Ende),ersetzt werden soll. Letzteres wird als Nachschaffung bezeichnet.
Die Bienenkönigin, auch Weisel oder Stockmutter genannt, ist das einzige geschlechtsreife weibliche Tier im Bienenvolk. Ihr Hinterleib ist im Vergleich zu dem der beiden anderen Phänotypen Arbeiterin und Drohn erheblich länger. In diesem sind mehrere voll entwickelte Eischläuche vorhanden.
Neben ihrer Hauptaufgabe, dem Eierlegen während der Vegetationszeit, gibt die Königin über ihre Mandibeln die sogenannte Königinsubstanz ab. Es handelt sich dabei um ein Pheromon, das die Arbeitsbienen, in ihrer Geschlechtlichkeit hemmt und dadurch auch für das Wohlbefinden des ganzen Bienenstaates sorgt.
Die Bienen merken z.B. am Fehlen dieser Pheromone innerhalb kurzer Zeit, dass ihre Königin gestorben oder durch einen imkerlichen Eingriff verloren gegangen ist. Passiert das zu einer Zeit, in der frische Brut vorhanden ist, so fangen die Bienen umgehend an, einige Brutzellen mit jungen Arbeiterinnenlarven darin zu Weiselzellen umzubauen und die Larven durch Ernährung mit Gelee Royale zu neuen Königinnen als Ersatz für die alte, verloren gegangene oder unfruchtbare Königin nachzuziehen.
Wie die Arbeiterinnen hat die frisch geschlüpfte Königin zwar auch einen Stachel, setzt diesen jedoch lediglich vor dem Hochzeitsflug zum Töten von Rivalinnen im Stock ein.
Junge Königinnen fliegen im Alter von ein bis zwei Wochen mehrmals zur Paarung aus. Bei diesen Hochzeitsflügen nehmen sie an sogenannten Drohnensammelplätzen den Samen von bis zu 20 Drohnen in ihrer Samenblase auf. Dieser reicht für eine Lebenszeit von bis zu fünf Jahren.
Das auch als Bestiften bezeichnete Ablegen von Eiern in Zellen, die von den Arbeiterinnen vorbereitet worden sind, beginnt einige Tage nach erfolgter Begattung der Königin.
Bei der Eiablage, deren Hauptzeit zwischen Mitte April und Mitte Juni liegt, geht die Königin folgendermassen vor: Zunächst inspiziert sie die dafür ausgewählte Wabenzelle, indem sie ihren Kopf hineinsteckt und mit den Vorderbeinen deren Durchmesser ermittelt. Danach dreht sie sich um, stützt sich mit den Beinen auf dem Zellrand auf, führt das Hinterleibsende bis zum Zellgrund ein und heftet das abgelegte Ei auf dem Zellboden fest.
Von den Standardzellen gibt es auf den Durchmesser bezogen zwei Typen:
- Kleine (5,2 - 5,4 mm) für Arbeiterinnen und
- größere (6,2 - 6,4 mm) für Drohnen.
Drohnenzellen werden aber nur gebaut, wenn für die Fortpflanzungsperiode die Aufzucht von Drohnen sinnvoll ist. Ihr Anteil am gesamten Zellbestand kann dann bis zu 10 % betragen.
In kleine Zellen legt sie befruchtete Eier. Aus ihnen werden Weibchen. In große Zellen legt sie unbefruchtete Eier. Aus ihnen werden Drohnen. Durch die Größenvorgaben der Zelle bestimmt nicht die Königin über das entstehende Geschlecht, sondern die Arbeiterinnen! Beim Bestiften der Waben hält die Königin eine sogenannte Brutnestordnung ein. Sie beginnt die Eiablage in der Mitte der Wabe in eindeutig leeren Zellen. Dabei füllt sie erst die Anfangswabe in konzentrischen Kreisbahnen auf, bevor sie nach und nach die nächsten Waben einbezieht. So entstehen immer Brutregionen, die zusammenhängen und im Zentrum liegen.
Die Volksstärke schwankt im Jahreslauf stark. Bei den Bienen der gemäßigten Klimaregionen hat sie im zeitigen Frühjahr ihr Minimum und erreicht etwa zur Sonnenwende das Maximum. Bei den an Individuen starken Rassen der Westlichen Honigbiene, z.B. der Buckfast-Biene, können das bis zu 70.000 Tieren sein. Zeitlich hierzu passend beginnt die Königin (auf der Nordhalbkugel) nach der Winterpause etwa Mitte bis Ende Februar mit dem Eierlegen und erreicht gegen Ende Mai Spitzenwerte von bis zu 2.000 Eier am Tag. Das ist mehr als ihr eigenes Körpergewicht.
Jährlich legt eine Königin zwischen 100.000 bis 200.000 Eier. Im Sommer sind dies täglich zwischen 1.000 und 2.000 Stück. Das bedeutet ein bis zwei Eier pro Minute. Sie kann somit jeden Tag ihr eigenes Körpergewicht an Eiern absetzen. Nach 3-5 Jahren ist der Spermienvorrat aus dem Hochzeitsflug erschöpft. Aus den deshalb nur noch unbefruchteten Eiern schlüpfen dadurch Drohnen. Die Königin ist drohnenbrütig. Sie wird dann entweder von den Arbeiterinnen getötet oder nicht mehr ausreichend umsorgt.
Merkt die bisherige, noch vermehrungsfähige Königin, dass eine Jungkönigin kurz vor dem Schlüpfen steht, dann verlässt sie mit 30 - 70 % der Arbeiterinnen in der Schwarmzeit den Stock als Vorschwarm.
Jetzt wird die erste Jungkönigin schlüpfen.
Bienen können zwar nicht hören, wohl aber Vibrationen wahrnehmen. Die Jungkönigin orientiert sich und prüft durch Tüten, ob sich noch andere Junköniginnen im Stock befinden. Als Tüten bezeichnet man die Lautäusserung einer schon geschlüpften Jungkönigin. Die der noch eingeschlossenen wird als als Quaken bezeichnet.
Sowohl das Tüten als auch das Quaken wird durch die Flugmuskulatur und dem damit verbundenen Flügelzittern erzeugt, sowie möglicherweise durch das Ausströmen von Atemluft aus den Stigmen untermalt. Durch Aufpressen des Körpers auf die Waben, werden die Impulse nicht nur als Luftschall, sondern auch als Wabenvibration übertragen und somit für die Bienen wahrnehmbar. Diese Art der Kommunikation zwischen geschlüpften und ungeschlüpften Jung-Königinnen eines Volkes im Stock dient dazu tödliche Zweikämpfe zu vermeiden und eine koordinierte Volksteilung in der Schwarmzeit zu ermöglichen.
Ist das Restvolk noch groß genug für eine erneute Teilung oder ist es durch neu geschlüpfte Arbeiterinnen zwischenzeitlich wieder etwas größer geworden, dann müssen die verbliebenen Jungköniginnen vorerst noch gegenseitig geschützt werden. Dies kann zum einen durch die Arbeiterinnen und zum anderen durch die geschlüpften und ungeschlüpften Jungköniginnen selbst erfolgen. Beim Fremdschutz bewahren die Arbeiterinnen die verschlossenen Zellen der Jungköniginnen vor der Tötungslust der neuen Königin, während sie gleichzeitig dieses neue Oberhaupt schütteln und nach außen drängen. Zusammen mit tausenden Bienen, die sie begleiten, bildet sie einen sogenannten Nachschwarm. Beim Selbstschutz kontrollieren sich die Jungköniginnen gewissermassen gegenseitig, indem sie miteinander kommunizieren.
Tüten und Quaken basieren zwar auf den gleichen Mechanismen, den hochfrequenten Vibrationen der Flugmuskulatur, geben aber verschiedene Informationen wieder. Mit ihrem Tüten versucht eine geschlüpfte junge Königin, zwei verschiedene Botschaften an zwei verschiedene Empfänger zu richten. Den Arbeiterinnen will sie mitteilen, dass sie den anderen Königinnen zunächst keine weitere Hilfestellung beim Schlüpfen leisten sollen. Die Arbeiterinnen können dadurch sogar kurz in eine Verhaltensstarre fallen. Die Jungköniginnen in den Zellen möchte sie durch das Tüten auffordern, noch in den Zellen zu bleiben, weil sie schon geschlüpft ist. Dies kann zusätzlich erreicht werden, indem ihr abgegebenes Pheromon durch den Futterschlitz der Weiselzellen dringt.
Tüten wird von den noch eingeschlossenen, vermeintlichen Rivalinnen durch das Quaken erwidert. Es kann eine Bestätigung bedeuten: Ok, ich warte noch mit dem Schlüpfen. Dann warten diese, bis sich der Nachschwarm abgesetzt hat. Sie kann dadurch aber auch eine Auskunft erbitten, ob da draußen noch eine aktuelle Jungkönigin ist. Wenn dann kein Zurücktüten zu vernehmen ist, schlüpft eine von ihnen als nächste. Dieses Wechselspiel von Tüten und Quaken und Nachschwarmbildung wird sich so lange wiederholen, bis das Restvolk für eine weitere Teilung zu klein geworden ist.
Befindet sich im zu „kleinen“ Restvolk noch eine oder mehrere Jungköniginnen in den verdeckelten Weiselzellen, so tötet die zuerst geschlüpfte Jungkönigin alle weiteren, noch in den Zellen steckenden Jungköniginnen, indem sie diese durch die zuvor angebissenen Zellen absticht. Sollte dann nur noch eine junge Königin übrig sein, so wird sie automatisch zum neuen Oberhaupt der restlichen Kolonie. Ansonsten erfolgen solange erbitterte Zweikämpfe, bis ein Tier als endgültige Königin überlebt.
Tüten und Quaken können vom Menschen mühelos akustisch wahrgenommen werden.