Fasanenartige (Phasianidae, Horsfield 1821)

Fasanenartige (Phasianidae, Horsfield 1821)

Systematik

Stamm 
Unterstamm 

Chordatiere (Chordata)
Wirbeltiere (Vertebrata)

Überklasse 
Reihe 

Kiefermäuler (Gnathostomata)
Landwirbeltiere (Tetrapoda, Broili 1913)

Klasse 

Vögel (Aves, Linnæus 1758)

Ordnung 

Hühnervögel (Galliformes, Temminck 1820)

Familie 

Fasanenartige (Phasianidae, Horsfield 1821)

Unterfamilien 

  • Kongopfauen (Afropavoninae)
  • Pfaufasanen (Argusianinae)
  • Truthühner (Meleagridinae)
  • Rebhuhnartige (Perdicini)
  • Raufußhühner (Tetraoninae)
  • Kammhühner (Gallus, Brisson 1760)
  • Feldhühner (Perdicinae)
  • Wachteln (Coturnicini)
  • Satyrhühner (Tragopaninae)
  • Asiatische Pfauen (Pavoninae)
  • Fasanen (Phasianinae)

Allgemeines und Merkmale

Wissenswertes 

Die Fasanenartigen stellen mit 175 Arten die mit Abstand größte Familie der Hühnervögel. Dazu gehören neben den eigentlichen Fasanen so bekannte Vögel wie das Bankivahuhn mit seiner domestizierten Form, dem Haushuhn, das Rebhuhn, die Wachtel, das Truthuhn, das Auerhuhn und die Pfauen.
Heute ist es üblich, die Raufußhühner, Feldhühner, Truthühner, Fasanen und Pfauen als Fasanenartige zusammenzufassen.

Merkmale 

In ihrer Morphologie und ihrem Verhalten sind die Mitglieder der Fasanenartigen trotz übereinstimmender Skelettmerkmale sehr verschieden. Es sind sämtlich bodenbewohnende Vögel mit plumpem Körper, kurzem Schnabel und kurzem Hals. Meistens sind auch Flügel und Schwanz sehr kurz, hier gibt es jedoch bemerkenswerte Ausnahmen wie einige Fasane und vor allem die Pfauen. Alle Fasanenartigen sind flugfähig. Meistens werden fliegend aber nur kurze Strecken zurückgelegt.

Die Größe liegt in einer Spanne zwischen 12 cm (Zwergwachtel) und 230 cm (Indischer Pfau), das Gewicht zwischen 20 g (Zwergwachtel) und 10 kg (Truthuhn).
Ein gemeinsames Merkmal aller Fasanenartigen sind die Sporen der Männchen, der am Tarsometatarsus ansetzt. Dieses Merkmal teilen Fasanenartige mit den Perlhühnern. Für gewöhnlich gibt es einen Sporn je Bein, bei einigen Arten jedoch auch mehr. Die Pfaufasanen können bis zu sieben Sporen haben, daher auch ihr wissenschaftlicher Name Polyplectron. Bei den Spornhühnern (Galloperdix) haben auch die Weibchen einen Sporn. Der Sporn kann als Waffe im Kampf mit rivalisierenden Männchen eingesetzt werden, spielt aber wohl auch bei der Balz als Merkmal, das die Entscheidung eines Weibchens begünstigt, eine Rolle.
Viele Fasanenartige tragen auffällige Ornamente wie Hauben, Kehlsäcke und nackte Gesichtshaut. Ein Geschlechtsdimorphismus existiert nicht bei allen Arten, wenn er aber auftritt, ist er oft spektakulär. Die Weibchen tragen dann vorwiegend graue und braune Farben, die Männchen leuchtende Farben. Für gewöhnlich sind Männchen zumindest etwas größer als Weibchen. Bei den Wachteln (Coturnix) verkehrt sich das Verhältnis um, hier sind die Weibchen etwas größer.

Verbreitung 

Fasanenartige sind nahezu weltweit verbreitet. Das Verbreitungsgebiet umfasst Eurasien, Afrika, Nord- und Mittelamerika, Australien und die Arktis. Sie fehlen allerdings in Südamerika, in der Antarktis und auf einigen ozeanischen Inseln. Der Schwerpunkt der Familie liegt in Südostasien mit einem außerordentlichen Artenreichtum. Auch in Süd- und Westasien sowie in Afrika gibt es viele Arten, wohingegen Europa, Amerika und Australien nur von sehr wenigen Arten besiedelt sind.

Die Raufußhühner bewohnen die Arktis und die nördlichen gemäßigten Zonen der Welt. Die beiden Arten der Truthühner leben in Nord- und Mittelamerika. Die früher als Feldhühner bekannten Arten sind in Eurasien und Afrika verbreitet; mit den Wachteln gibt es in dieser Gruppe auch einige australische Artenund die Perlwachtel (Margaroperdix madagarensis) bewohnt als einziger Fasanenartiger Vogel Madagaskar.
Die Fasane waren ursprünglich ausschließlich in Asien verbreitet, vor allem in Südost- und Ostasien. Der „eigentliche“ Fasan (Phasianus colchicus) wurde allerdings in Europa, Nordamerika und Neuseeland eingeschleppt. Auch die Tragopane, Pfaufasanen und Pfauen sind auf das tropische Asien beschränkt, mit der Ausnahme des Kongopfaus (Afropavo congensis) aus Zentralafrika.

Zugverhalten 

Die meisten Fasanenartigen sind Standvögel.

Lebensräume 

Alle Lebensräume der Erde dienen Fasanenartigen als Habitate. Die meisten Arten bewohnen tropische Regenwälder, aber auch Savannen, Wüsten, die Polargebiete und vom Menschen geschaffene Felder sind von Fasanenartigen besiedelt. In Gebirgen steigt das Tibet-Königshuhn (Tetraogallus tibetanus) bis 5800 m auf.

Lebensweise 

Alle Fasanenartigen sind tagaktive Vögel. In der Regel sind waldbewohnende Arten Einzelgänger, während die Arten offenen Geländes in Gruppen leben. Diese können bei den Frankolinen (Francolinus) bis zu 20 Individuen umfassen. Zur Brutzeit lösen sich diese Gruppen auf.

Nahrung 

Über die Ernährung lässt sich kaum etwas sagen. Alle möglichen pflanzlichen Stoffe wie Samen, Blätter, Blüten, Zweige, Knospen und Wurzeln werden gefressen, sowie zahlreiche wirbellose Tiere, ausnahmsweise auch kleine Wirbeltiere bis zur Größe einer Eidechse.
In der Regel sind die Jungvögel Insektenfresser, während die Altvögel überwiegend Pflanzenfresser sind. So ernähren sich Rebhuhnküken in ihrer ersten Lebenswoche zu 95 % von Insekten, während bei den Altvögeln der Anteil tierischer Nahrung nur noch bei 16 % liegt. Es gibt unter den Fasanenartigen nur wenige Arten, die als Altvögel ausschließliche Pflanzenfresser sind - zu diesen gehören zum Beispiel das Haldenhuhn (Lerwa lerwa) und einige Vertreter der Raufußhühner. Einige Arten des Regenwalds fressen auch als Altvögel überwiegend Insekten, keine Art aber ausschließlich.
Die Nahrungssuche erfolgt meist am Boden, Ausnahmen sind die Tragopane und der Blutfasan, die vor allem in den Bäumen auf Nahrungssuche gehen.

Fortpflanzung 

Die Jungvögel der Fasanenartigen sind wie die aller Hühnervögel Nestflüchter, die keiner intensiven Brutpflege bedürfen. Aus diesem Grund reicht ein Elternteil zur Bewachung der Jungen. Diese Aufgabe übernimmt das Weibchen, während das Männchen mit der Jungenaufzucht und meistens auch mit der Brut nichts zu tun hat.
Das Paarungsverhalten variiert stark. Bei den Rebhühnern und Verwandten findet man eine monogame Saisonehe, bei der in der Regel der Hahn mit nur einer Henne für die Dauer einer Brutsaison zusammenbleibt. Viele Fasanen leben dagegen polygam. Dabei suchen die Männchen einiger Arten wie beispielsweise die der Tragopane in einer Brutzeit nacheinander mehrere Weibchen auf und begatten sie. Bei anderen Arten wie dem Fasan scharen die Hähne einen Harem von mehreren Hennen um sich. Balz, Paarung und später das Brutgeschäft der Henne erfolgen allerdings abgesondert vom Harem.
Bei Birkhühnern, Präriehühnern und Pfauen sammeln sich mehrere Männchen in einer Arena (Lek), um sich den Weibchen zu präsentieren. Das Weibchen wählt dann einen Partner aus. Ähnlich ist die Balz bei Auerhühnern und Argusfasanen ausgeprägt, die allerdings keine Leks kennen, sondern einzeln um Weibchen werben. Alle diese Arten sind polygyn, das heißt, nach erfolgter Paarung setzen die Männchen ihre Bemühungen um weitere Partnerinnen fort.

Nest 

Das Nest wird fast immer am Boden errichtet, nur das der Tragopane in Bäumen. Im offenen Gelände steht es im Schutz von Sträuchern oder Felsen. Die Größe der Gelege ist sehr unterschiedlich, sie reicht von einem Ei wie beim Malayischen Spiegelpfau bis hin zu 20 Eiern beim Rebhuhn. Bebrütet werden sie zwischen 14 Tagen wie bei der Harlekinwachtel und rund einem Monat wie beim Blauen Pfau.

Literatur

  • Steve Madge, Phil McGowan und Guy M. Kirwan: Pheasants, Partridges and Grouse – A Guide to the Pheasants, Partridges, Quails, Grouse, Guineafowl, Buttonquails and Sandgrouse of the world, Christopher Helm, London 2002, ISBN 0-7136-3966-0
  • Josep del Hoyo et al.: Handbook of the Birds of the World, Band 2 (New World Vultures to Guinea Fowl), Lynx Edicions, 1994, ISBN 84-87334-15-6
  • Heinz-Sigurd Raethel: Hühnervögel der Welt, Verlag J. Neumann-Neudamm GmbH & Co. KG, Melsungen 1988, ISBN 3-7888-0440-8