Beizjagd (Beize, Falknerei, Falkenjagd, veraltet: Baize)
Beizjagd ist die Jagd mit dem abgetragenen oder bereiteten Greifvogel, oft mit Falken, aber auch mit Habichten, Sperbern und Adlern (Steinadler, Kaiserqdler, Habichtsadler und Zwergadler). Die Beizjagd oder Beize leitet sich von dem Wort beissen ab. Speziell die Falken töten ihre Beute durch den Biss in das Genick. Keine Jagdart stand über Jahrhunderte so im Ansehen wie die Beizjagd. Früheste bildliche Darstellungen von Greifvögeln in Zusammenhang mit Menschen sind aus dem Vorderen Orient um 1400 v.Chr. bekannt. Die Wissenschaft ist sich jedoch nicht sicher, ob es sich damals schon um die Jagd mit den Greifvögeln gehandelt hat. In China wurde sie nachweisbar bereits im 7. Jahrhunderts v.Chr. ausgeübt. Um 400 v.Chr. soll, wie es der griechische Geschichtsschreiber Ktesias, Leibarzt des Artaxerxes, beschreibt, die Beizjagd auch den Indern bekannt gewesen sein. 75 n.Chr. jagten die Thraker mit Falkenund der Sohn des römischen Kaisers Avitus soll die Falkenbeize in Rom eingeführt haben. Es liegen jedoch keine haltbaren Beweise vor, dass Griechen und Römer die Falknerei betrieben haben. Sie war allerdings schon alte deutsche Sitte, wobei ungewiss ist, ob Kelten oder Germanen die Beizjagd als erste ausübten. Im 4. und 5. Jahrhunderts n.Chr. erscheint sie in Schriften von Pausinus von Pella, Sidonius Apollinaris, Prosper und Aquitanus als eine selbstverständliche und allbekannte Jagdart im südwestlichen Gallien. In ihren Anfängen wurzelt sie aber von jeher in Mittelasienund Marco Polo erzählt von 10.000 Falkenieren und Vogelstellern, die ein Khan von China mit auf die Jagd nahm. Auch der Hunnenfürst Attila, der auf seinen Fahnen das Bild eines gekrönten Falken führte, jagte mit abgetragenen Greifvögeln. Unbestreitbar spielte die Beizjagd bei der germanischen Bevölkerung eine dominierende Rolle. Besonders der Adel und der Klerus waren der Beizjagd sehr zugetan. Auf dem Konzil zu Agde im heutigen Südfrankreich im Jahre 506 wurde der Geistlichkeit das Halten von Jagdhunden und Falken untersagt. Das Verbot wurde jedoch kaum eingehalten, obwohl der Beschluss ständig wiederholt wurde. Karl der Große regelte die Falkenjagd durch Gesetze und verbot sie allen Unfreien. Kaiser Friedrich I. richtete selbst Falken abund Kaiser Friedrich II., der wohl berühmteste Falkenjäger aller Zeiten, der Falkenkaiser, schrieb das bekannte Werk De arte venandi cum avibus - Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen (erstmals 1596 erschienen), das heute noch klassischen Wert hat und von seinem Sohn, König Manfred, mit Anmerkungen versehen wurde. Eine vollständige Übersetzung dieses hervorragenden sechsbändigen Werkes durch Prof. C. A. Willemsen - mit ausführlichem Kommentar - erschien 1964 im Insel Verlag.
Um 1270 schrieb Demetrius, wahrscheinlich Arzt des oströmischen Kaisers Michael Paläologos, ein Buch über die Falknerei. Franz I. von Frankreich, unter dem die Falkenjagd ihre Glanzperiode feierte, hatte einen Oberfalkenmeister, dem 15 Edelleute und 50 Falkeniere unterstanden. Die Zahl seiner Falken betrug 300. Im Deutschordensland Preussen errichtete der Hochmeister Konrad von Jungingen 1396 beim Ordenshaus eine eigene Falkenschule. Die besten Falkeniere wurden in dem Dorf Falkenwerde bei Maastricht in den Niederlanden ausgebildet. Die Falkner von Falkenwerde holten die Vögel aus Norwegen und Island, früher auch aus Pommern, fingen viele Falken in der Umgebung, behielten aber von den gefangenen meist nur die nicht über zwei Jahre alten Weibchen. In Österreich erinnerte man sich an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhunderts, während der Regierungszeit Kaiser Leopolds I., wieder an die Jagd mit dem Falken, aber es war hauptsächlich Leopolds Sohn, Kaiser Joseph I., der sich als eifriger Falkner auszeichnete. Der Park von Laxenburg wurde neuerlich zu einem beliebten Beizjagd-Gelände, in dem man vorerst hauptsächlich Krähen mit dem Uhu (dem Auf) anlockte, um sie dann zu beizen. Allmählich ging man in Laxenburg zur Reiherbeize mit verfeinerten Regeln über. Ende des 18. Jahrhunderts kam die Beizjagd allmählich aus der Mode.